In Nordrhein-Westfalen verzeichnen Mahn- und Gedenkstätten in Erinnerung an den Nationalsozialismus stabile und teilweise sogar steigende Besucherzahlen. Eine deutliche Steigerung erreichte das NS-Dokumentationszentrum im sogenannten EL-DE-Haus in Köln, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab.
Besucherrekorde
Waren es 2014 bereits 63.000 Besucher, so steigerte sich die Besucherzahl um 23 Prozent auf 77.000 im vergangenen Jahr, wie das Museum mit Gedenkstätte des ehemaligen Gestapo-Gefängnisses gegenüber epd erklärte. Rund zwei Drittel der Besucher seien Schulklassen. Der Leiter der Einrichtung, Werner Jung, sprach von einer Erfolgsserie mit jährlichen Besucherrekorden.
In Düsseldorf besuchten im vergangenen Jahr rund 25.000 Menschen die Mahn- und Gedenkstätte im alten Stadthaus in ehemaligen NS-Verwaltungsbüros und Vernehmungsräumen, wie der Leiter Bastian Fleermann mitteilte. In ähnlicher Größenordnung bewegten sich auch die Besucherzahlen der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund.
Die Einrichtung im alten Polizeigefängnis, in dem während des Nationalsozialismus mehr als 66.000 Menschen festgehalten und durch die Gestapo misshandelt wurden, besuchten im Jahr 2014 insgesamt 20.755 Menschen. Im vergangenen Jahr stieg die Besucherzahl in Dortmund auf 22.287 an.
Ausbildungsstätte der SS
Auch die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg im westfälischen Büren bei Paderborn hat im vergangenen Jahr mehr Besucher gezählt.
Die Besucherzahl stieg nach Angaben des Kreismuseums von rund 48.200 in 2014 auf über 52.000 im Jahr 2015. In der deutschlandweit einzigen Dreiecksburg aus dem 17. Jahrhundert, die während der NS-Zeit als Ausbildungsstätte der SS genutzt wurde, ist neben dem Kreismuseum eine NS-Dokumentationsstätte untergebracht. Eine Dauerausstellung beleuchtet die Geschichte der einstigen NS-Kultstätte und erinnert an die Opfer des 1939 nahe errichteten KZ-Lagers Niederhagen, in dem in den drei Jahren seines Bestehens über 1.200 osteuropäische Zwangsarbeiter durch Mord, Folter und Hunger ums Leben kamen.
Vergleichsweise klein ist die in einer ehemaligen Zwangsarbeiter-Baracke untergebrachte NS-Dokumentationsstätte "Stalag 326" in Schloß Holte-Stukenbrock, die im vergangenen Jahr rund 3.000 Besucher aufgesucht haben. Zu den Jahren davor mit jeweils 2.000 Besuchern sei das eine Steigerung von 50 Prozent, sagte ein Sprecher dem epd. Einen Grund für die höhere Aufmerksamkeit sieht er in dem Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck im Mai 2015 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Kriegsendes.
Viele Schulklassen informieren sich
Außerdem hätten im vergangenen Jahr mehr Schulklassen als zuvor die NS-Dokumentationsstätte besucht, die sich über eine Sonderausstellung zum Thema Jugendliche im NS-Widerstand informiert hätten. Das 1945 von der US-Armee befreite "Stalag 326" war eines der größten deutschen Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg. Die NS-Opfer waren größtenteils russische Rotarmisten sowie Zwangsverschleppte aus Polen, Frankreich und dem ehemaligen Jugoslawien.
In Rheinland-Pfalz sind die Besucherzahlen der Gedenkstätte des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert seit der Eröffnung vor zehn Jahren relativ stabil geblieben, wie das NS-Dokumentationszentrum mitteilte. Im vergangenen Jahr konnte der 100.000. Besucher seit der Eröffnung begrüßt werden. Im vergangenen Jahr besichtigten 11.596 Besucher die Gedenkstätte. Darunter waren 226 betreute Gruppen, was mit Blick auf die Gruppenzahl eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr mit etwa 200 Gruppen bedeute.