In Bethlehem sind die Hecken frisch gestutzt, die Straßen im Zentrum der Geburtstadt Jesu gefegt. Auf dem Platz vor der Geburtskirche hat die Stadtverwaltung rechtzeitig vor Weihnachten mehrere neue Sitzbänke aufstellen lassen. Bethlehem macht sich schön für den Einzug der Patriarchen am Heiligen Abend. Schon am Mittag des 24. Dezembers werden die israelischen Soldaten das Tor in der Mauer öffnen, die Bethlehem fast komplett von der Außenwelt trennt.
"All I want for Christmas is Justice" steht auf einem Plakat, das die Bühne auf dem Manger-Platz vor der Geburtskirche schmückt. Eine große Plastiktanne trägt mit schwarz-weiß-rot-grüner Dekoration die Farben der palästinensischen Flagge. Das nationale Flair ist nicht jedermanns Sache. Michael Jakaman, der direkt an der Ecke einen Souvenirladen hat, findet, dass "Politik außen vor bleiben" sollte, schließlich "ist Weihnachten ein religiöses Fest". Für die Palästinensische Befreiungsorganisation bietet der höchste christliche Feiertag jedoch Gelegenheit, die internationale Aufmerksamkeit in Bethlehem zu nutzen.
Papst Franziskus als Friedensträger
Tourismusministerin Rula Ma'ayah ist zufrieden mit dem ausgehenden Jahr. Über Weihnachten sind die Hotels wieder ausgebucht. Die Besucherzahlen 2014 lagen zwar mit 2,5 Millionen unter den rund 2,6 Millionen Pilgern vom vorangehenden Jahr. Einen leichten Anstieg verzeichneten dafür die Hotels bei den Übernachtungen. Gut eine Million der Touristen blieben in diesem Jahr länger als einen Tag in der Stadt. Das Werbeplakat für Weihnachten zeigt den Stern in der Geburtskirche. Das Tourismusministerium unterzeichnet mit "Staat Palästina", dazu ist das nationale Symbol des Adlers abgebildet.
Unbestrittener Höhepunkt des Jahres 2014 war der Besuch von Papst Franziskus, der in Bethlehem seine zentrale Messe abhielt, und der außerprotokollarisch seinen Konvoi für einige Minuten anhalten ließ für ein Gebet an der Mauer. Ein Plakat des Tourimusministeriums nutzt das Foto mit Franziskus an der Mauer für den Aufruf an "alle freien Völker in der Welt", die "aufstehen sollen und für das Ende der Mauer beten".
Ungeachtet des hohen Besuchs aus Rom blieb der Jahresumsatz für die lokale Wirtschaft gewohnt niedrig. Wegen des Kriegs im Gazastreifen sagten viele Pilgergruppen ihre Reise ab. Die neue Gewalt in Jerusalem bremste den Tourismus. Souvenirhändler Jakaman ist frustriert über das schlechte Geschäft. Kaum waren die Kämpfe vorbei, fing zu allem Übel die Stadtverwaltung an, die Häuserfront entlang des Manger-Platzes zu renovieren. "Zwei Monate lang versperrten die Baugerüste den Zugang zu meinem Laden", schimpft Jakaman.
Vorweihnachtliches Programm lockt nicht nur Einheimische an
In der Vorweihnachtszeit fanden an den Abenden Feiern mit Tanz- und Singgruppen in Bethlehem statt. Eingeladen war vor allem die Bevölkerung aus den umliegenden Flüchtlingslagern. An den Feiertagen haben dann die Patriarchen, die mit ihrem Gefolge aus Jerusalem kommen, Vortritt. Ebenso wie die Touristen. Denn sie bringen das Geld, von dem die Stadt lebt. Es wird ein großer Ansturm erwartet, deshalb gibt es Tickets für die Messen am Heiligen Abend. "Ich weiß von Touristenführern, die ihre Freikarten für 500 Dollar pro Stück verkaufen", berichtet Jakaman.
Renovierungsarbeiten im Gotteshaus
Im Mittelschiff der Geburtskirche, die an dem Ort errichtet wurde, an dem Maria Jesus zur Welt gebracht haben soll, stehen Baugerüste.
Auf Tafeln sind die verschiedenen Bauphasen für die sanierungsbedürftige Kirche erklärt. Inzwischen sind die 38 antiken Fenster restauriert, das Dach, durch das es seit Jahren geregnet hat, wieder dicht. In diesem Jahr wird es ein trockenes Weihnachtfest geben in der Geburtskirche, ganz egal wie sehr es draußen stürmen mag.
"Es bleibt noch immer viel zu tun", betont jedoch Restaurator Marcello Piacenti, der mit seinen 15 Mitarbeitern aus Rom angereist ist. Als nächstes sollen die Mosaike restauriert werden, das Holzwerks muss mit Stahlstangen und Klebstoff gefestigt werden, der in die Balken eingelassen wird. Die Finanzierung dieser Renovierungsarbeiten ist noch nicht gesichert. Geldgeber zu finden, ist nicht gerade einfach.
Beinah noch schwieriger als die Suche nach Geldgeber war es anfangs, eine Einigung zwischen Katholischen, Armeniern und Griechisch-Orthodoxen zu erreichen, die die Geburtskirche unter sich aufgeteilt haben. Die Bürger von Bethlehem witzeln über die sich jährlich wiederholende Prügelei zwei Tage vor Heiligabend. Dann wird das Gotteshaus geputzt, und die Mönche tun gut daran, sich gegenseitig nicht in die Quere zu kommen und jeweils nur den eigenen Teil zu fegen.