Bethlehem feiert im zweiten Kriegsjahr erneut stille Weihnachten

Ohne Baum und Glamour

Die opulenten Weihnachtsfeiern sind im Geburtsort Jesu der Höhepunkt des Jahres, aber nicht in Kriegszeiten. In Bethlehem im palästinensischen Westjordanland beginnen am Dienstag die Feiern in stillem und einfachem Rahmen.

Geburtsstern in Bethlehem / © Andrea Krogmann (KNA)
Geburtsstern in Bethlehem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Wegen des anhaltenden Krieges im Gazastreifen beschränkt sich Weihnachten diesmal auf Gebete und Gottesdienste. Äußere Feiern, festliche Beleuchtung, Musik und ein Weihnachtsbaum, die sonst in dieser Zeit die Stadt prägten, wurden im zweiten Kriegsjahr von Bürgermeister Anton Salman erneut abgesagt.

Tiefes Bedauern über das Schweigen der internationalen Gemeinschaft

Der Verzicht auf äußere Feiern sei "Ausdruck einer Zurückweisung der Ungerechtigkeiten gegen unsere Leute in Gaza und ganz Palästina sowie der anhaltenden Massaker", erklärte Salman am Wochenende. Auch äußerte er "tiefes Bedauern über das Schweigen der internationalen Gemeinschaft zu den Massakern in Gaza und anderen palästinensischen Gebieten".

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei der Messe in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei der Messe in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das offizielle christliche Weihnachtszeremoniell in Bethlehem folgt auch in diesem Jahr den üblichen Normen. Um die Mittagszeit trifft der Lateinische Patriarch, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, in der - laut biblischer Überlieferung - Geburtsstadt Jesu ein.

Nach Überqueren des israelischen Checkpoints verlässt Pizzaballa am Ortsbeginn sein Fahrzeug und legt das letzte Stück zur Geburtskirche zu Fuß zurück.

Fast nur lokale Christen

Die Prozession wird wieder von Pfadfindergruppen angeführt, aber ohne Musik und Trommlerchöre. Auf dem Krippenplatz wird der Patriarch vom Bürgermeister und politischen und religiösen Honoratioren der Stadt begrüßt. 

Um 23.30 Uhr feiert er in der benachbarten katholischen Katharinenkirche die Christmette in Erinnerung an die Geburt Jesu Christi vor 2.000 Jahren. Daran nehmen praktisch nur lokale Christen teil. Wegen der internationalen Reisewarnungen werden anders als sonst diesmal kaum ausländische Pilger und Besucher in Bethlehem erwartet.

Zudem ist seit 7. Oktober 2023 der Zugang von Jerusalem in die zehn Kilometer entfernte Kleinstadt praktisch abgeriegelt. Nach den lateinischen (römisch-katholischen) Katholiken feiern die Orthodoxen ihr Weihnachtsfest nach dem alten Julianischen Kalender am 7. Januar, die Armenier zwei Wochen später.

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die rund 60.000 bis 70.000 römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA