Caritas international 2020

Binnenvertriebene im Blick

Menschen, die innerhalb eines Landes auf der Flucht sind und deshalb nicht unter dem Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention stehen, stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Caritas international im Jahr 2020.

Caritas international: Binnenvertriebene im Blick / © N.N. (CI)
Caritas international: Binnenvertriebene im Blick / © N.N. ( CI )

Wer vor Gewalt und Unterdrückung flieht, aber dabei keine Grenze überschreitet, ist ein Binnenvertriebener. Ein Flüchtling im eigenen Land. Damit sind besondere Schwierigkeiten verbunden. Denn der Status dieser weltweit 41 Millionen Menschen ist weitgehend ungesichert, da sie nicht wie die 26 Millionen "grenzüberschreitenden Flüchtlinge" unter den Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention fallen.

Schutzbedürftige im Blick

Eigentlich sollte der eigene Staat sie unterstützen, dieser ist aber oftmals selbst für die Vertreibung mitverantwortlich. Häufig wird Binnenvertriebenen der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung verweigert. Caritas international lenkt 2020 den Blick deshalb auf diese besonders schutzbedürftigen Menschen.

In Kolumbien sind aktuell 5,7 Millionen Menschen vor massiven Übergriffen durch Paramilitärs, kriminelle Banden und die ELN-Guerilla im eigenen Land auf der Flucht. Trotz des Friedensvertrages von 2016 hält die Gewalt an. Zwischen den Fronten steht insbesondere die ländliche Bevölkerung im Grenzgebiet zu Venezuela. Außergerichtliche Hinrichtungen und gewaltsame Vertreibungen sind hier an der Tagesordnung.

Gezielt vertreiben paramilitärische Truppen die Menschen, um das kostbare Land zu besetzen und dieses illegal mit Waffengewalt "umzuverteilen". Das vorrangige Ziel der Caritas-Hilfe ist es, die Vertriebenen zu befähigen, sich selbst zu helfen. Nur wer beispielsweise das seit 2011 existierende Opferschutzgesetz kennt, kann seine Rechte einfordern. Da auch mit der Anerkennung als Konfliktopfer nur schwer das Auskommen sicherzustellen ist, unterstützt Caritas die Menschen ergänzend  auch mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Saatgut - zumindest übergangsweise.

In Myanmar gibt es seit sieben Jahren in den Regionen Kachin und dem Northern Shan State Kämüfe zwischen Befreiungsbewegungen und Regierungstruppen. Landesweit sind 400.000 Binnenvertriebene auf der Flucht, drei Viertel von ihnen Frauen und Kinder. Die wenigsten haben derzeit eine Perspektive auf Rückkehr in ihre Heimat. Neben den vielerorts stattfindenden Vertreibungen von Zivilisten beobachten Menschenrechtler aktuell eine Zunahme von Verletzungen des humanitären Völkerrechts, von Gewalt gegen Frauen, Menschenhandel und schwerster Misshandlung von Kindern. Caritas sichert den Menschen das Überleben in kleinen Lagern und setzt sich für den Schutz der Menschenrechte ein.

Bekämpfung akuter Unterernährung

In der Tschadseeregion suchen insgesamt drei Millionen Menschen innerhalb der Landesgrenzen Schutz vor Gewalt. 250.000 Binnenvertriebene und sie aufnehmende Gastfamilien werden von Caritas international in den Ländern Nigeria, Kamerun und Tschad unterstützt.

Schwerpunkte der Arbeit sind die Bekämpfung akuter Unterernährung, der Zugang vertriebener Kinder zu Bildung sowie die psychosoziale Betreuung für Frauen und Mädchen, die von Mitgliedern der radikal-islamischen Gruppe Boko Haram missbraucht wurden. In den anglophonen Provinzen Kameruns sind 500.000 Menschen auf der Flucht, Caritas hilft dort mit Nahrung und medizinischer Versorgung.

Im Irak sehen zehntausende der insgesamt 1,96 Millionen Binnenvertriebenen nach Jahren des Krieges gegen den Islamischen Staat (IS) erstmals wieder die Perspektive, in ihren Heimatdörfern Fuß zu fassen - darunter viele Christen. In Regionen wie dem Niniveh gelingt das auch mit Caritas-Unterstützung besser, in der ehemaligen IS-Hochburg Mossul hingegen stoßen die Rückkehrer unter anderem auf starke Vorbehalte aus der Bevölkerung, sodass dort für Caritas die Versöhnungsarbeit zwischen Rückkehrern und Daheimgebliebenen im Vordergrund steht.


Quelle:
KNA
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