Das Erzbistum Köln hat einen neuen Leiter - zumindest vorübergehend. Weihbischof Rolf Steinhäuser hat am Dienstag das Amt des sogenannten Apostolischen Administrators übernommen, bis Kardinal Rainer Maria Woelki aus seiner Auszeit zurückkehrt. Damit ist Steinhäuser für die "ordnungsgemäße Verwaltung" von Deutschlands mitgliederstärkster Diözese verantwortlich, wie das Erzbistum erklärte. Er sei für diese Aufgabe mit "allen Rechten und Pflichten" ausgestattet.
Allzu weit dürften diese in der Praxis aber nicht reichen. Papst Franziskus hat Steinhäuser zu einem Verwalter "sede plena" ernannt, also "bei besetztem Bischofsstuhl". Woelki bleibe auch in seiner Auszeit der Erzbischof von Köln, betonen das Erzbistum und Steinhäuser einmütig. Entsprechend werde das Hochgebet in den Gottesdiensten der Gemeinden ergänzt. Die Gläubigen beten künftig für "unseren Bischof Rainer und unseren Administrator Rolf".
Dekret des Vatikan
Der Apostolische Administrator "sede plena" ist eine Regelung aus dem kirchlichen Gesetzbuch von 1917. Im aktuellen Gesetzbuch von 1983 kommt diese Rechtsfigur nicht mehr vor, wie der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Sven Anuth erklärte. Allerdings sei der Papst Herr des Kirchenrechts und könne deshalb Normen anwenden, "die formalrechtlich gar nicht mehr in Kraft sind".
Anuths Auffassung zufolge darf Steinhäuser als Apostolischer Administrator im Grunde nahezu alles, was Woelki als aktiver Erzbischof durfte. Das geht auch aus einem Dekret des Vatikan hervor, das das Erzbistum am Dienstag veröffentlichte.
Dennoch stehen der Erzdiözese wohl keine allzu weitreichenden Einschnitte bevor. So sitzt der Apostolische Administrator zwar der Personalkonferenz vor und kann Personalentscheidungen treffen, wie das Erzbistum der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Sollten Pfarrstellen allerdings neu zu besetzen sein, werde Steinhäuser nur vorübergehende Leiter ernennen, sogenannte Pfarradministratoren.
Bis Erzbischof Woelki zurückkehrt
In einem Grußwort zum Start seines neuen Amtes zeigte er sich zudem einverstanden mit Woelkis Ankündigung, nach der Auszeit wieder zurückkehren zu wollen. Er wolle einen Weg von Erneuerung und Versöhnung einschlagen, "den der Erzbischof nach seiner Rückkehr gemeinsam mit dem Erzbistum fortsetzen soll".
Auch dass der Weihbischof Generalvikar Markus Hofmann zu seiner rechten Hand ernannt hat, spricht eher gegen einen Bruch mit Woelki. Hofmann war als Generalvikar bislang Verwaltungschef und Alter Ego des Erzbischofs. Sein Amt ruht, solange im Erzbistum ein Administrator am Werke ist. Steinhäuser machte Hofmann jedoch zu seinem Delegaten, womit er dieselben Rechte wie vorher hat.
Als Administrator will der Weihbischof vor allem versöhnen. Er plädiert dafür, einander zuzuhören und in einen Austausch zu kommen. "Ich habe mir da Einiges vorgenommen. Sie werden von mir hören."