Der Mensch darf sich nach Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx nicht von Hass und Egoismus leiten lassen. Keiner wolle eine Welt, in der andere erniedrigt und beherrscht würden, erklärte Marx beim "Aschermittwoch der Künstler" im Münchner Liebfrauendom. Zu sagen "So nicht. Nicht mit mir", habe auch die studentischen Mitglieder der "Weißen Rose" angetrieben, die sich dem Nationalsozialismus entgegensetzten. Der Gottesdienst stand im Gedenken an das Wirken der Widerstandsgruppe.
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat Glaube und Kunst als heilsam bezeichnet. Beide könnten dort helfen, wo Worte an Grenzen kämen, sagte der Bischof beim "Aschermittwoch der Künstler" in Stuttgart. In den Künsten fänden viele einen Ausdrucksvorrat, der aus Sprachlosigkeit befreie. Ein solches Überschreiten sei nötig, um seelisch zu überleben.
Der Empfang des Aschenkreuzes zu Beginn der Fastenzeit steht nach den Worten Fürsts für die Bereitschaft, mit Jesus Tiefen zu durchschreiten. Dieser Weg führe zwar durch Scheitern und Verluste, Christi Liebe aber habe die Kraft zur Auferstehung. Die Fastenzeit sei eine Gelegenheit, sich durch alle Tiefen bewusst auf den Weg mit Gott zu machen.
Begegnungen von Kirche und Kunst ermöglichen
Der "Aschermittwoch der Künstler" soll Begegnungen von Kirche und Kunst ermöglichen. Dazu gibt es zum Auftakt der Fastenzeit in vielen deutschen Bischofsstädten Veranstaltungen. Die Initiative dazu kam nach dem Zweiten Weltkrieg aus Frankreich. Dort strebte der katholische Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer solchen Begegnung einen spirituellen Neuanfang für Europa an.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger betonte am Mittwoch, Kunst halte Sehnsüchte wach und mahne, nach dem Leben zu fragen. In einem von Tänzern mitgestalteten Gottesdienst im Freiburger Münster rief Burger dazu auf, die eigenen Fähigkeiten des Verstandes und der Kreativität zu nutzen.
Bedeutung von Kirchen und sakralen Gebäuden
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wies auf die Bedeutung von Kirchen und sakralen Gebäuden hin. Besucher könnten sich nicht nur an deren Schönheit und Architektur erfreuen, sagte der Erzbischof beim Aschermittwoch-Gottesdienst. Vor allem böten sie die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und sich auf Gott neu auszurichten.
Thema des "Aschermittwochs der Künstler" im Erzbistum Köln ist in diesem Jahr die Umnutzung sakraler Gebäude. Woelki bekundete die Hoffnung, dass die Kirchengebäude nicht nur "Dokumente einer vergangenen Zeit" darstellten und die Christen eine lebendige Kirche seien.
Medienkonsum bedenken
Bambergs Erzbischof Ludwig Schick ermutigte dazu, die Fastenzeit zu nutzen, "bewusster zu schauen, zu reden und zu hören". Der Mensch solle "überlegter, vertiefter, stressfreier und beziehungsreicher" leben, so Schick auf der Internetseite des Erzbistums. Er regte an, etwa den Medienkonsum zu bedenken. Auch könne man derzeit in der Politik beobachten, was unüberlegtes Reden bewirke. "Was einmal gesagt wurde, lässt sich nicht mehr zurücknehmen." Hilfreich sei das Theater. Es rege "zum Nachdenken über das Umdenken und das Umkehren an".