Bischöfe betonen Bedeutung des Pfingstfestes und der Kirchen

Heiliger Geist, Geist der Freiheit

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben an Pfingsten zum Optimismus aufgerufen. Versöhnung, Verantwortung, Miteinander und Gemeinschaft seien die "Markenzeichen des Heiligen Geistes", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, warnte vor Kleinmut und Resignation.

 (DR)

Versöhnung, Verantwortung, Miteinander und Gemeinschaft seien die "Markenzeichen des Heiligen Geistes", sagte der Freiburger Erzbischof in seiner Predigt am Pfingstsonntag.

Zollitsch bezeichnete die Kirche als "Wegbegleiter der Menschen". Sie sei kein "religiöser Verein", sondern eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Christen sollten nicht zögern und Bedenken äußern, sondern Gottes Geist trauen und die notwendigen Schritte wagen. Christen seien nicht Zaungäste, sondern Mitgestalter der Gesellschaft. Zollitsch: "An der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, sollen die Quellen sichtbar werden, aus denen wir leben".

Meisner: Mensch ist "schrecklichen Manipulationen" ausgeliefert
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat den Umgang mit menschlichem Leben kritisiert. Der Mensch sei heute "schrecklichen Manipulationen durch den Menschen" ausgeliefert, sagte der Kölner Erzbischof in seiner Predigt am Pfingstsonntag im Kölner Dom. Der Mensch werde heute nicht mehr "in den verletzlichsten Stadien seines Daseins, nämlich am Anfang und am Ende seines Lebens, geschützt und gestützt". Ein ungeborener Mensch sei der Gefahr ausgesetzt, "sofort getötet zu werden, bevor er die Welt betritt".

Weiter hob Meisner hervor, das Lebensprinzip der Kirche sei der Geist Gottes. Ohne ihn gäbe es keine Kirche. Diese wiederum brauche keine "Propaganda" und keine "Leistungsschau", da für sie der Heilige Geist spreche.

Fürst: Christen müssen "heilendes Handeln" ausdehnen
Der Bischof der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, mahnte am Pfingstsonntag im Stuttgarter Dom Verantwortung für die Schöpfung an. Christen müssten "heilendes Handeln" ausdehnen über die Mitmenschen hinaus "auf die ganze bedrohte und zum Teil schon beschädigte Schöpfung", sagte der Bischof. Dies gehöre zum Kern des Glaubens.

Gottes Schöpfung sei für viele zu einem "bloß verfügbaren und manipulierbaren Material" geworden, kritisierte der katholische Bischof. Er mahnte Klimaschutz eben so an wie den Tierschutz, den Schutz des Bodens, der Gewässer und der Vielfalt in Flora und Fauna.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker betonte die Bedeutung von menschlicher Nähe. Die Angst vor dem Alleinsein und die Sehnsucht nach Nähe zählten zu den grundlegenden Gefühlen des Menschen, sagte Becker in seiner Predigt im Paderborner Dom. So löse bei Kindern etwa die Abwesenheit der Eltern Angst aus. Auch erwachsene Menschen seien froh, wenn sie schwierige Wege nicht allein gehen müssten und von vertrauten Menschen begleitet würden.

EKD-Ratsvorsitzender: Pfingsten ist Geist der Freiheit  
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat zum Pfingstfest vor Kleinmut und Resignation gewarnt. "Der Geist von Pfingsten ist der Geist der Freiheit", heißt es in einem Beitrag des Berliner Bischofs in der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Pfingstausgabe). "Das Kommen des Geistes Gottes bewirkt die Umkehr vom rasenden Weg ins Verderben zu einem neuen Anfang."

Pfingsten gehöre zu den großen Festen im Kirchenjahr, fügte Huber
hinzu: "Hinter Weihnachten und Ostern steht es nicht zurück." Das Kommen des Geistes sei allerdings nicht so leicht anschaulich zu machen wie das Wunder der Geburt Jesu in der Krippe oder die dramatischen Ereignisse von Kreuz und Auferstehung. "Aber das Kommen des Geistes ist deshalb nicht weniger wichtig."

"Wir feiern das Fest gemeinsam"
Zum Thema Ökumene sagte Huber: "Wir feiern das Fest gemeinsam mit den Schwestern und Brüdern in der weltweiten Christenheit." Der Geist Christi verbinde die Menschen miteinander. Huber: "Der Gründungstag der christlichen Kirche stellt uns vor Augen, dass wir unseren christlichen Glauben nicht allein leben können. Wir stehen in einer Gemeinschaft der Glaubenden."

Pfingsten ist für Christen das "Fest des Heiligen Geistes" und nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des christlichen Kirchenjahres. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes wird Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche und Beginn der weltweiten Mission verstanden. Mit Pfingsten endet der österliche Festkreis im Kirchenjahr.