Bischöfe betonen in Fulda den Wert der Familie

Geschiedene im Fokus

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, muss die katholische Kirche sich verstärkt um Geschiedene kümmern. In seiner Predigt rief er am Dienstag zu Anstrengungen in der Pastoral und in den Pfarrgemeinden auf.

Kardinal Marx (dpa)
Kardinal Marx / ( dpa )

Gerade wo ein Weg zerbrochen sei, müsse die Kirche präsent sein, sagte der Erzbischof von München und Freising in der Eröffnungsmesse der Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe am Dienstag in Fulda. "Kirche ist nicht eine anonyme Institution, sondern ein Ort, der für die Menschen da ist."

In knapp zwei Wochen beginnt im Vatikan eine Sonder-Synode zum Thema Ehe und Familie. Zur Vorbereitung dieses Treffens hatte Papst Franziskus einen Fragebogen an die Ortskirchen geschickt. Die Erhebung unter den deutschen Katholiken machte deutlich: Sie halten die Sexualmoral ihrer Kirche für weitgehend lebensfern und rückschrittlich.

Marx sagte hierzu: "In der Öffentlichkeit wurde immer darauf hingewiesen, wie stark die Diskrepanz zwischen der Lehre der Kirche und dem Leben der Menschen sei. Viel deutet darauf hin, dass im Kern die Unterschiede gar nicht so groß sind." Nach seiner Ansicht will die Mehrzahl der jungen Menschen eine Familie und Kinder. Es sei Aufgabe der Kirche, sie zu unterstützen und ihnen zu helfen, dass bei Konflikten Wege und Lösungen gefunden werden. "Dazu bedarf es neuer Anstrengungen in der Pastoral und in den Pfarrgemeinden", sagte der Kardinal.

Marx: Trotz mancher Probleme mutig voranschreiten

Marx hatte bereits am Montag die innerkirchlich kontrovers geführte Debatte über den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen als weder schlimm noch dramatisch bezeichnet. Die Kirche sei seit 2.000 Jahren unterwegs, und da habe es auch immer wieder Streit gegeben. Marx zu Einmütigkeit und einem mutigen Blick nach vorn auf. So könne die Kirche in Deutschland trotz mancher Probleme mutig voranschreiten, sagte Marx.

Die Bischofskonferenz müsse nach außen immer als Kollegium der Bischöfe auftreten, so der Konferenz-Vorsitzende. Es gehe dabei nicht darum, eigene Interessen durchzusetzen, "sondern um eine vom Geist Gottes angeleitete Einmütigkeit". Marx betonte, eine Bischofskonferenz, die nicht der Evangelisierung diene, hätte ihre Aufgabe verfehlt. Aufgabe der Konferenz sei es, die Gemeinschaft der Gläubigen zu stärken. Bischöfe seien Diener der Einheit. "Wir müssen verstärkt darauf achten, wie die Einheit in der Vielfalt mit den jetzt konkret gläubig lebenden Menschen gelingen kann", sagte Marx. Es gehe beim künftigen Weg der Kirche in Deutschland um eine geistliche und redliche Suche nach Einmütigkeit.

Solidarität für Christen in Not

Mit Blick auf die Verfolgung von Christen im Irak und in Syrien im Zuge des Vormarschs der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) rief der Kardinal zur Solidarität auf. Er sprach von einer schwierigen Situation für die Flüchtlinge. Es gelte, für diese Menschen in Not auch zu beten, so der Kardinal.

Marx, der am Sonntag 61 Jahre alt wurde, äußerte sich unmittelbar vor Beginn der bis Donnerstag dauernden Herbstvollversammlung der 66 Mitglieder der Bischofskonferenz. Es ist dies die erste Vollversammlung der deutschen Bischöfe unter seiner Leitung. Die Bischöfe hatten Marx im März zum Konferenz-Vorsitzenden und damit zum Nachfolger des emeritierten Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch gewählt.

Hohe Erwartungen

Der Konferenz-Vorsitz mache ihm viel Freude, sagte Marx in Fulda. Dass er nun erstmals eine Vollversammlung leite, sei eine besondere Situation. Er werde viele Erwartungen erfüllen müssen. Zur Eröffnungssitzung der Versammlung am Montagnachmittag waren als Gäste unter anderen der päpstliche Gesandte in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, und aus dem Irak der chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Emil Shimoun Nona, gekommen.

Die zwei Mal jährlich tagende Vollversammlung der Bischöfe ist das oberste Organ der Konferenz. Die Herbsttreffen finden stets in Fulda, die Frühjahrsvollversammlungen an wechselnden Orten statt.


Kardinal Lehmann, Erzbischof em. Zollitsch und Erzbischof Schick (dpa)
Kardinal Lehmann, Erzbischof em. Zollitsch und Erzbischof Schick / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd