Bischöfe erkennen Katholische Pfadfinderschaft Europas an

Nach mehrjährigem Gesprächsprozess

Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Katholische Pfadfinderschaft Europas am 9. Dezember 2021 offiziell anerkannt. Das geht aus Pressemitteilungen der KPE und des Bistums Augsburg hervor. Eine Bestätigung gibt es bisher nicht.

 © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
© Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Kirchenrechtlich hat die jahrzehntelang umstrittene Organisation nach den vorliegenden Informationen nun den Status eines "privaten kanonischen Vereins". Der Sitz wurde vom hessischen Langen nach Augsburg verlegt. Der dortige Bischof Bertram Meier hat dem zugestimmt. Der Anerkennung sei ein mehrjähriger Gesprächsprozess vorausgegangen, hieß es.

Bischof Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Zusätzliches Angebot an Kinder und Jugendliche

Die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) beziffert die Zahl ihrer Mitglieder auf etwa 2.500 in bundesweit 50 aktiven Ortsgruppen "mit deutlichem Schwerpunkt in Süddeutschland". Dem Dachverband Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), unter dem die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) mit rund 95.000 Mitgliedern angesiedelt ist, will sich die KPE nicht anschließen.

Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG)

Die DPSG wurde 1929 gegründet und ist mit rund 95.000 Mitgliedern der größte katholische Pfadfinderverband und gleichzeitig einer der größten Kinder- und Jugendverbände in Deutschland. In der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg sind rund 25.000 Wölflinge (7- bis 10-Jährige), 21.500 Jungpfadfinderinnen und Jungpfadfinder (10- bis 13-Jährige), 14.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder (13- bis 16-Jährige) sowie 14.500 Roverinnen und Rover (16- bis 20-Jährige) aktiv. Geleitet und begleitet werden sie von rund 20.000 Leiterinnen und Leitern (ab 18 Jahren).

Symbolbild Pfadfinder (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Symbolbild Pfadfinder (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Vielmehr versteht sie sich "neben den etablierten Pfadfinderverbänden im Leben der deutschen Kirche als zusätzliches Angebot an Kinder und Jugendliche". Allerdings strebe man einen gegenseitigen Umgang an, der von Respekt und Wertschätzung geprägt sei, so ein KPE-Vorstand auf Anfrage.

Geschichte der Vereinigung ist konfliktbehaftet

Die Geschichte der Vereinigung ist konfliktbehaftet. Sie entstand 1976 als konservative Abspaltung der DPSG. Ihre ersten Mitglieder hielten der DPSG vor, das katholische Glaubensleben zu vernachlässigen. In den meisten deutschen Bistümern gab es lange Widerstand gegen Niederlassungswünsche der KPE, weil man sie als fundamentalistisch einstufte.

 © Bert Bostelmann (KNA)
© Bert Bostelmann ( KNA )

Nach der Jahrtausendwende waren inzwischen als Lehrerinnen tätige KPE-Pfadfinderinnen in den "Auerbacher Schulbuchskandal" verwickelt. Sie hatten Sexualkunde-Seiten aus staatlich zugelassenen Biologiebüchern herausgerissen. Nach der Einschaltung staatlicher und kirchlicher Stellen mussten sie die Schule verlassen.

Johanna Beck vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz äußerte sich entsetzt über die Anerkennung.

Johanna Beck / © Heinz Heiss (privat)
Johanna Beck / © Heinz Heiss ( privat )

Sie hatte erst am Montag vor dem Ständigen Rat der Bischofskonferenz gesprochen und dabei auch immer wieder auf ihre Missbrauchsgeschichte innerhalb der KPE verwiesen. Über die Anerkennung habe sie niemand informiert.

Quelle:
KNA