Bischöfe rufen Islam zur Absage an Gewalt auf

Bischofskonferenz endet mit Toleranz-Appell

Zum Abschluss ihres Herbsttreffens haben die katholischen deutschen Bischöfe die Repräsentanten des Islam aufgerufen, jeder religiösen Rechtfertigung von Gewalt entgegenzutreten. In einer am Freitag in Fulda vorgelegten Erklärung äußern sie zudem die Erwartung, dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit auch in islamischen Ländern ohne Abstriche geachtet werde.

 (DR)

Zum Abschluss ihres Herbsttreffens haben die katholischen deutschen Bischöfe die Repräsentanten des Islam aufgerufen, jeder religiösen Rechtfertigung von Gewalt entgegenzutreten. In einer am Freitag in Fulda vorgelegten Erklärung äußern sie zudem die Erwartung, dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit auch in islamischen Ländern ohne Abstriche geachtet werde. (Hören Sie zum Abschluss einen domradio-Beitrag). Zum neuen Vorsitzenden der Kommission Weltkirche wählte die Versammlung Ludwig Schick. Hören Sie den Bamberger Erzbischof hier im domradio-Interview. Bereits am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst (Hören Sie hier ein domradio-Interview) künftig die Publizistische Kommission leitet.

Besorgnis über wachsende Angst vor dem Islam
Dafür sollten sich islamische Organisationen in Deutschland einsetzen. Weiter pochen die Bischöfe angesichts bevorstehender Neuregelungen beim Ladenschluss auf den Sonntagsschutz. Zudem mahnen sie Nachbesserungen im Zuwanderungsgesetz an.

In ihrer Erklärung äußern sich die Bischöfe besorgt darüber, dass nicht nur in der Bundesrepublik die Angst vor religiös motivierter Gewalt wachse und zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit führe. Mit Blick auf die muslimische Kritik an der Regensburger Papstrede heißt es, manche hätten Benedikt XVI. missverstanden, manche ihn missverstehen wollen.

Der Papst habe keinen Augenblick gezögert, den Sinn seiner Rede klarzustellen. Allen aber, die durch immer neue Anschuldigungen, Forderungen oder gar Drohungen die Situation weiter verschärfen wollten, "erteilen wir eine klare Absage", so die Bischöfe. Die katholische Kirche und viele Menschen weltweit, die für das Recht des freien Worts einträten, ließen sich nicht einschüchtern.

Sorge um den Sonntag
Mit Blick auf den Ladenschluss warnte der Konferenzvorsitzende, Kardinal Karl Lehmann, die Politik von einer weiteren Aushöhlung des Sonntagsschutzes. Die Bischöfe beobachteten mit Sorge Tendenzen in einzelnen Bundesländern, an Sonn- und Feiertagen Ladenöffnungszeiten zuzulassen, die über das geltende Recht hinausgingen. Mit In-Kraft-Treten der Föderalismusreform am 1. September ist die Zuständigkeit für den Ladenschluss vom Bund auf die Länder übergegangen.

Lehmann forderte ferner, die so genannten Kettenduldungen für langjährig geduldete Zuwanderer endlich abzuschaffen. Für Ausländer, die immer wieder kurzfristige Duldungsbescheide erhielten, sei eine angemessene Bleiberechtsregelung überfällig. Besonders Familien mit in Deutschland aufgewachsenen Kindern sollten hier bleiben können.

Neue Kommissions-Vorsitzende
Die Bischofskonferenz bestimmte auch neue Vorsitzende für einige ihrer Kommissionen. Hans-Josef Becker (58), Paderborner Erzbischof, ist laut Lehmann neuer Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule. Den Vorsitz der Kommission Weltkirche übernimmt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (57). Bereits am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst (57) künftig die Publizistische Kommission leitet.

Neu eingerichtet wurde eine der Ökumene-Kommission zugeordnete Unterkommission "Fragen des Judentums", der Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff (65) vorsteht. Neuer Generalsekretär des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken wird zum Frühjahr 2008 der Sekretär des katholischen Weltjugendtags (WJT) 2005 in Köln, Georg Austen (48). Er tritt die Nachfolge von Clemens A. Kathke (68) an, der altersbedingt ausscheidet.

Nach einer in Fulda vorgelegten Statitsik verzeichnete die katholische Kirche in Deutschland im vergangen Jahr mehr Eintritte und weniger Austritte. 2005 kehrten 11.210 Personen in die Kirche zurück, was einem Plus von 24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Wie aus der "Kirchlichen Statistik 2005" weiter hervorgeht, gab es im vorigen Jahr 4.958 Neueintritte, 23,4 Prozent mehr als 2004. Die Austritte gingen im Vergleichszeitraum um 11,5 Prozent von 101.252 auf 89.565 zurück. Die Katholiken-Zahl belief sich 2005 bundesweit auf rund 25,9 Millionen; das entsprach 31,4 Prozent der Bevölkerung.
(KNA,ddp,dr)