Bischöfe rufen zu Boykott gegen Lula-Wunschkandidatin auf

Brasilianischer Ungehorsam

Entgegen der offiziell erklärten Neutralität der Brasilianischen Bischofskonferenz haben mehrere Bischöfe öffentlich zu einem Boykott der Favoritin Dilma Rousseff bei der Stichwahl für das Präsidentenamt am 31. Oktober aufgerufen. Sie werfen Rousseff und ihrer Regierungspartei PT vor, für eine weitreichende Legalisierung von Abtreibung zu sein.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff (KNA)
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff / ( KNA )

Die Bischofskonferenz erklärte, dass diese Bischöfe nicht berechtigt seien, im Namen der Bischofskonferenz zu sprechen. Während mehrerer Gottesdienste im Marienwallfahrtsort Aparecida waren am Dienstag Flugblätter mit den Insignien der "Region Süd 1" der Bischofskonferenz verteilt worden. Darauf werden die Gläubigen aufgerufen, nicht für Dilma Rousseff zu stimmen, die eine Vertraute von Amtsinhaber Luiz Inacio Lula da Silva ist. Zudem wurde es auf der Webseite der Region veröffentlicht.



Abtreibungsthema kostete Stimmen

Die "Region Süd 1" repräsentiert die Bischöfe des Bundeslandes Sao Paulo. Bereits vor dem ersten Wahlgang am 3. Oktober war das Flugblatt in mehreren Kirchen verteilt worden. Beobachter schätzen, dass die Diskussionen um das Abtreibungsthema Rousseff im ersten Wahlgang die entscheidenden Stimmen für einen direkten Wahlsieg gekostet haben.



Im Wahlkampf hatte Rousseff erklärt: "Weder ich noch Präsident Lula verteidigen Abtreibung. Wir beide verteidigen lediglich die Einhaltung der Gesetze." In Brasilien sind Abtreibungen nur dann erlaubt, wenn ein Gesundheitsrisiko für die Mutter besteht oder die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung verursacht wurde. 2007 hatte sich Rousseff für eine "Entkriminalisierung von Abtreibung" ausgesprochen.