Es gehe darum, die österliche Perspektive des neuen Lebens und des Aufbruchs ernst zu nehmen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, laut Redemanuskript am Ostersonntag in München. Sie gehöre zur christlichen Identität und inspiriere damit auch Europa. Der Erzbischof von München und Freising nannte es eine zentrale Aufgabe, die "Kultur der Freiheit" nicht zu verspielen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, angesichts von Terror, Krieg und Krankheit seien Ermutigung und Stärkung in diesen Tagen besonders wichtig. Ostern wolle den Menschen Mut machen. Kern der Osterbotschaft sei, "dass am Ende nicht Hass und Tod siegen werden, sondern das Leben".
Erinnerung an verfolgte und bedrohte Christen
Es gehe an Ostern nicht um Illusion oder eine Verdrängung der harten Realität, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Kölner Dom. Es gebe dem Leben "mitsamt seinem Kreuz und Leid einen ungeheuren Tiefgang und Sinn", dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus die Menschen in seine Lebensgemeinschaft aufnehme. Das Mitgefühl der Christen gelte tausenden Flüchtlingen und jenen Kopten in Ägypten, die am Palmsonntag ihr Leben verloren hätten.
Der koptisch-orthodoxe Bischof in Deutschland, Anba Damian, rief auch zum Gebet für Gewalttäter auf. "Kein Kind wird als Gewalttäter geboren, sondern als Ebenbild Gottes." Die Gläubigen sollten dafür beten, "dass ihre Herzen das Böse erkennen und sich zum Guten wenden".
An verfolgte und bedrohte Christen weltweit erinnerte auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger kritisierte, dass einige wenige Menschen die eigenen Machtinteressen über das Leben unschuldiger Kinder, Frauen und Männer stellten. Er erinnerte an die Terroranschläge in St. Petersburg, Stockholm und auf Kirchen in Ägypten sowie an die Opfer der Hungerkatastrophe in Ostafrika und den Krieg in Syrien.
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt würdigte die verfolgten Christen als Vorbilder des Glaubens. Sie gäben "ein starkes Zeugnis für die Wirklichkeit von Ostern", betonte Ipolt.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief angesichts der Kriege und Konflikte in vielen Teilen der Welt zu Versöhnung und Vergebung auf. Das "Ringen um den rechten Frieden" brauche "den Aufstand für Frieden und nicht für Krieg, den Aufstand für Versöhnung und nicht für Rache, den Aufstand für Vergebung und nicht für Vergeltung."
Gegen Hass und Wertelosigkeit
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode prangerte Unmenschlichkeit und Umweltzerstörung, Hass und Wertelosigkeit in der Welt an. Diese scheine durch Kriege, Hunger, Terror und Zerstörung aus den Fugen geraten zu sein, sagte er in der Osternacht im Osnabrücker Dom.
Ostern hat nach Ansicht des Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst die Kraft, Bilder von Leid und Tod in Hoffnungsbilder zu verwandeln. Fürst erinnerte in der Osternacht im Rottenburger Dom an die Kriege und Konflikte im Nahen Osten, die Hungerkatastrophe in Afrika und die Not von Flüchtlingen. Es gelte, Mutlosigkeit und Resignation in Hoffnung und Gottvertrauen zu verwandeln.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße bezeichnete Ostern als "Begründung und Einladung dafür, die Kultur des Humanen zu bewahren und zu stärken". Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker rief dazu auf, sich für das menschliche Leben zu engagieren. Er nannte es wichtig, "sich stark zu machen für die Würde von Kindern, Behinderten, psychisch Kranken und ihren Angehörigen".
Berlins Erzbischof Heiner Koch würdigte die Erfolge der modernen Forschung. Sie würden jedoch von der Gefahr der Selbstüberschätzung und Selbstüberforderung begleitet. Die Lebenserfahrung lehre jedoch, "dass erfüllt zu leben nicht bedeutet, alles leben zu können, sondern in und mit seinen Grenzen erfüllt zu leben".
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen rief Christen zum stärkeren Einsatz für den Lebensschutz auf. Christen müssten sich gegen Abtreibung, gegen die "Selektion behinderten menschlichen Lebens durch bestimmte Diagnostikverfahren" und gegen aktive Sterbehilfe einsetzen.
Der Passauer Bischof Stefan Oster dringt auf den Schutz der Menschenwürde. Menschliches Leben müsse "vom Augenblick der Empfängnis bis zum letzen Atemzug" geschützt werden, schreibt er in einem "Osterbrief" in der "Bild"-Zeitung (Samstag).
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers sagte: "Ostern ist die endgültige Zusage, dass Gott unser Leben zum Gelingen führen will." Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr rief dazu auf, sich an Ostern Zeit zu nehmen für die Menschen, "die unser Vertrauen haben und die wir lieben".
Der Münsteraner Bischof Felix Genn wies auf den Gegensatz zwischen der Wirklichkeit und dem Osterglauben an das ewige Leben hin. In der Realität herrsche die Macht des Todes. "Wir brauchen nur an die Unzähligen zu denken, die in den letzten Jahren im Syrien-Krieg oder bis in die jüngste Vergangenheit hinein durch Terroranschläge umgekommen sind." Mit Blick auf die Auferstehung Jesu sprach Genn von der großen Macht der Liebe, die den Tod in Leben umwandeln könne.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zeigte sich überzeugt davon, dass die Osterbotschaft Menschen bewege, "nach vorne in die Zukunft zu gehen". In seiner Predigt am Ostermorgen im Eichstätter Dom ermutigte er die Gläubigen, Welt und Gesellschaft mitzugestalten. Das gelte gerade in einer Zeit, die von Angst geprägt sei.
Appell an alle Konfessionen
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann bezeichnete den christlichen Osterglauben als Rezept gegen Gewalt, Ideologien und Fanatismus. "Die Botschaft von der Auferstehung steht dafür ein, dass das Leben, so bruchstückhaft, so unfertig, ja so sinnlos es erscheinen mag, einen Sinn hat."
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann warnte davor, die zentrale Botschaft der Auferstehung als "sentimentale Wirklichkeitsstörung" abzutun. "Mit dem Glauben an die leibhafte Auferstehung Jesu steht und fällt das Christentum", sagte Hofmann laut dem vorab verbreiteten Manuskript. Dies sei auch in der Auseinandersetzung mit dem Islam ein zentraler Punkt.
Mit Blick auf Globalisierung und gleichzeitiges Erstarken nationalen Denkens rief der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Christen aller Konfessionen zu größerer Gemeinsamkeit und Entschlossenheit auf.
Von Ostern geht für den Limburger Bischof Georg Bätzing eine Botschaft der Freiheit und des Aufbruchs aus. Ähnlich äußerte sich der Magdeburger Bischof Gerhard Feige.
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa rief die Gläubigen dazu auf, von der österlichen Botschaft von der Auferstehung beseelt zu sein und diese weiterzutragen. "Denn Gott sucht Nachfolger, keine Follower", sagte Zdarsa in seiner Osterpredigt am Sonntag.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer würdigte Benedikt XVI. als "theologisch brillanten Botschafter der Auferstehung" und "Pionier der Ökumene im Dienst der Kircheneinheit". Der emeritierte Papst wurde am Ostersonntag 90 Jahre alt.