Bischöfe schreiben Missbrauchs-Forschungsprojekt neu aus

Ein Neustart

Die Deutsche Bischofskonferenz hat das Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger neu ausgeschrieben. Anfang des Jahres war die Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer aufgekündigt worden.

 (DR)

Das von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz beschlossene Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch wird neu ausgeschrieben. Diesen Beschluss fassten die Bischöfe in der jüngsten Sitzung des Ständigen Rats, wie die Bischofskonferenz am Mittwoch in Bonn mitteilte. Angelegt sei die geplante Studie mit dem Titel "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" nunmehr als "Interdisziplinäres Forschungsverbundprojekt".

Verlässliches Zahlenmaterial soll nun erneut erhoben und Täterstrategien, Opfererleben und institutionelle Aspekte untersucht werden. Die Erkenntnisse sollen in die Präventionsarbeit einfließen.

Der neue Anlauf war nötig geworden, nachdem die Bischofskonferenz die Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen im Januar 2013 gekündigt hatte. Diesen Schritt hatte die katholische Kirche damit begründet, es bestehe keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit mit dem Leiter des Instituts, Christian Pfeiffer. Der Kriminologe hingegen warf der Kirche vor, sie haben Zensur ausüben und seine Forschung kontrollieren wollen.

Dem "Trierischen Volksfreund" (Donnerstag) sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, die Bischöfe würden für die jetzt erneut ausgeschriebene Studie alle benötigten Akten zur Verfügung stellen - auch jene aus den sogenannten Geheimarchiven.

Wichtige Stationen in der Geschichte des Missbrauchsskandals

Januar 2010: Der damalige Leiter des Canisius-Kollegs der Jesuiten in Berlin, Pater Klaus Mertes, bringt die Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche ins Rollen.

22. Februar 2010: Die Bischöfe entschuldigen sich auf ihrer Vollversammlung in Freiburg wegen der Missbrauchsfälle. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wird Sonderbeauftragter für Missbrauchsfälle. Eine Hotline für Missbrauchsopfer wird eingerichtet.

31. August 2010: Die Bischöfe verschärfen ihre "Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch".

20. September 2010: Erzbischof Robert Zollitsch schlägt bei der Vollversammlung der Bischöfe in Fulda einen "breiten Reflektionsprozess" von Bischöfen, Priestern und Laien vor.

23. September 2010: Die Bischöfe stellen ein Konzept zur Vorbeugung sexuellen Missbrauchs vor. Es sieht unter anderem vor, dass jedes der

27 Bistümer eine Stelle einrichtet, die sich um Präventionsfragen kümmert.

30. September 2010: Die Bischofskonferenz legt am Runden Tisch in Berlin ein Konzept zur Entschädigung der Opfer sexuellen Missbrauchs vor. Dazu gehört die Zahlung eines Geldbetrags, der als "finanzielle Anerkennung" des zugefügten Leids gelten soll.

8. Juli 2011: In Mannheim startet die Bischofskonferenz ihren bundesweiten Dialogprozess.

13. Juli 2011: Die deutschen Bischöfe kündigen zwei Forschungsprojekte zur wissenschaftlichen Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche an.

7. Dezember 2012: Die Ergebnisse des ersten Forschungsprojekts werden vorgestellt. Der Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen, Norbert Leygraf, kommt zu dem Schluss, dass katholische Priester, die Minderjährige missbraucht haben, in den seltensten Fällen in klinischem Sinne pädophil seien.

31. Dezember 2012: Die Bischofskonferenz stellt die Hotline für Missbrauchsopfer ein, weil es kaum noch Anfragen gebe. Das Angebot sollte eigentlich bereits im April enden, war aber verlängert worden.

Die Kirche will aber weiter Beratung anbieten.

9. Januar 2013: Die Bischofskonferenz beendet die Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer, will die zweite wissenschaftliche Studie aber mit anderen Partnern fortsetzen.

28. August 2013: Die Bischöfe schreiben die Studie als "Forschungsverbundprojekt" neu aus.

 


Quelle:
epd , KNA