Bischöfe sehen bedrängte Lage von Christen in Zentralasien

Von sowjetischer Religionspolitik geprägt

Sie sind meist eine winzige Minderheit, doch auch in Zentralasien gibt es Christen. Die dortigen Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion prägt ein moderater Islam. Trotzdem stoßen die Kirchen auf Misstrauen.

Symbolbild Menschen beten im Kölner Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Menschen beten im Kölner Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat auf die bedrängte Lage von Christen in Zentralasien hingewiesen. 

Die Machthaber in allen fünf zentralasiatischen Staaten seien immer noch sehr von sowjetischer Religionspolitik geprägt, sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, am Mittwoch in Bonn. 

"Sie instrumentalisieren den Glauben für Machtpolitik"

"Sie instrumentalisieren den Glauben für Machtpolitik und misstrauen dem Eigenleben der
Religionsgemeinschaften. Religiöse Aktivitäten müssen stets angemeldet und vom Staat erlaubt werden."

Bischof Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Es gelte hier allerdings zwischen Kasachstan und den übrigen Staaten zu unterscheiden, so der Bischof: "In Kasachstan sind die russisch-orthodoxe und die katholische Kirche relativ groß und werden als Kultur der eingewanderten und dorthin deportierten Menschen gesehen, denen eine gewisse Autonomie zugestanden wird."

Hohe bürokratische Hürde 

In den anderen Staaten Zentralasiens leben demnach nur zwischen 150 und wenigen Tausend Christen, die meist von Missionaren aus Osteuropa, Spanien oder Südamerika betreut werden. Für sie bedeute die staatliche Regulierung von Religion eine hohe bürokratische Hürde und konfrontiere die Verantwortlichen mit kaum zu erfüllenden Auflagen.

Meier erinnerte an die Verantwortung der Kirche für die Diaspora: "Die Gemeinden auf dem Land sterben aus, die jungen Menschen gehen in die großen Städte oder gleich nach Europa, um Arbeit zu finden. Die Seelsorge für die verbliebenen älteren Menschen bedarf unserer besonderen Unterstützung." Die katholische Kirche leiste einen großen Beitrag zur Aufrechterhaltung der pastoralen Tätigkeiten, aber auch im sozialen Bereich und in der Pflege.

Die Bischofskonferenz hat zu dem Thema die Arbeitshilfe "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit - Zentralasien" veröffentlicht. Sie liefert Informationen zur Situation der Christen und der kirchlichen Arbeit in den Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan. 

Geprägt von einem staatlich kontrollierten Islam

Die fünf Länder waren bis 1991 Teilrepubliken der Sowjetunion. Heute sind sie geprägt von einem staatlich kontrollierten Islam, den die Machthaber streng gegen extremistische Einflüsse aus anderen islamischen Staaten abzuschotten suchen.

Die diesbezüglichen Regelungen beträfen auch andere Konfessionen, erläuterte Thomas Helm, Vorsitzender der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft, anlässlich der Präsentation der Arbeitshilfe. Es seien mehr oder weniger strenge Gesetze zum Schutz der Religion vor ausländischen Einflüssen beschlossen worden, die gerade für die international geprägten Katholiken nachteilig seien.

Kirche in Kasachstan

Mehr als zwei Drittel der 19 Millionen Einwohner des zentralasiatischen Landes Kasachstans sind sunnitische Muslime.

Von den rund 26 Prozent Christen sind die meisten russisch-orthodox; viele Familien leben seit der Sowjetära dort. Das Moskauer Patriarchat zählt das Gebiet zu seinem "kanonischen Territorium". Für die russisch-orthodoxe Kirche heißt das, dass sie allein sich berechtigt fühlt, in dem Gebiet Mission und Evangelisierung zu betreiben.

Blick auf Nur-Sultan in Kasachstan / © Jane Peimer (shutterstock)
Blick auf Nur-Sultan in Kasachstan / © Jane Peimer ( shutterstock )


 

Quelle:
KNA