Eine große Zahl von Flüchtlingen kommt derzeit nach Deutschland, allein 2015 waren es rund eine Million. Viele von ihnen stammen aus dem Nahen Osten, vor allem aus Syrien und dem Irak, aber auch aus nordafrikanischen Ländern wie Ägypten, Äthiopien und Eritrea.
Die meisten von ihnen sind Muslime, aber nach Schätzungen von Experten – genaue Statistiken gibt es nicht – sind zwischen 10 und 20 Prozent der Flüchtlinge Christen. Somit dürften allein im vergangenen Jahr bis zu 200.000 Christen aus dem Orient nach Deutschland gekommen sein, die hier nicht nur Schutz vor Verfolgung suchen und Unterstützung beim Aufbau einer neuen Existenz benötigen, sondern oft auch auf der Suche nach einer neuen kirchlichen Heimat sind, in der sie Gottesdienste in dem ihnen vertrauten Ritus und in ihrer Muttersprache feiern können.
Angesichts der wachsenden Zahl von geflüchteten Christen hat die Deutsche Bischofskonferenz nun die Arbeitshilfe "Christen aus dem Orient. Orientierung über christliche Kirchen im Nahen Osten und Nordafrika und die pastorale Begleitung ihrer Gläubigen in Deutschland" veröffentlicht.
Pastorale und soziale Verantwortung
Die Arbeitshilfe bietet einen Überblick und Informationen über die orientalischen und die mit Rom unierten Kirchen, denen die Flüchtlinge zumeist angehören. Außerdem enthält sie Hinweise zur pastoralen Begleitung von Christen aus diesen Kirchen und benennt konkrete Ansprechpartner, an die man sich wenden kann, wenn Gläubige auf der Suche nach Kontakt zu einer Gemeinde ihrer Kirche sind.
"Ziel der Arbeitshilfe ist es, das Bewusstsein für die Vielfalt der Kirchen im Orient zu stärken und Orientierung für alle in der Flüchtlingsarbeit Engagierten zu bieten", so Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg), Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. "Wir haben eine pastorale und soziale Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und Nordafrika, die nicht nur auf der Suche nach einer neuen Existenz, sondern oft auch nach einer neuen kirchlichen Heimat sind, in der sie Gottesdienste in dem ihnen vertrauten Ritus und in ihrer Muttersprache feiern können."
Unterschiede beim Empfang der Sakramente
Dass es z.B. hinsichtlich der Sakramente Unterschiede gibt, zeigt der Empfang der Eucharistie: Dieser ist allen Katholiken, auch denen aus den katholischen Ostkirchen, gestattet. Aufgrund der nicht bestehenden vollen Kirchengemeinschaft erlauben die orientalischen Kirchen ihren Gläubigen aber in der Regel nicht den Empfang der Kommunion in der katholischen Kirche. Bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion bzw. die Firmung ist zu beachten, dass die Gläubigen der orientalischen Kirchen, aber auch der katholischen Ostkirchen in der Regel alle drei Initiationssakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie) schon bei der Taufe empfangen. Deswegen sind bei ihnen auch schon kleinere Kinder zur Eucharistie zugelassen. Kinder aus den katholischen Ostkirchen können in die Erstkommunionkatechese der katholischen Gemeinde einbezogen werden, empfangen aber die heilige Kommunion bei der Feier nicht zum ersten Mal. Jugendliche dürfen zwar in die Firmkatechese einbezogen, aber nicht ein zweites Mal gefirmt werden.
Die Arbeitshilfe richtet sich daher insbesondere an die katholischen Gemeinden und darüber hinaus an alle, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren und nach verlässlichen Informationen über die Kirchen des Ostens suchen.