Zuletzt war beim Reformprozess Synodaler Weg die Verabschiedung eines Papiers zur Sexualmoral an einer Sperrminorität konservativer Bischöfe gescheitert.
Bätzing betonte, zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln der Bischöfe wollten Änderungen auch in der Lehre der katholischen Kirche. Zur Einschätzung des Passauer Bischofs Stefan Oster, der die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bischöfen für "kaum mehr versöhnbar" hält, sagte Bätzing, Oster könne selbst überlegen, wo er auf andere zugehen könne. Nein-Sagen allein reiche nicht.
Für den entscheidenden Fortschritt hält Bätzing, dass künftig dauerhaft ein synodaler Ausschuss gebildet werden solle. Dies zeige, dass der Synodale Weg keine Eintagsfliege sei. Jetzt gehe es aber zunächst darum, dass die Bischöfe in ihren Bistümern die getroffenen Beschlüsse des Synodalen Wegs umsetzten. Es gelte, "die Ergebnisse nach vorne zu tragen".
Thema der bis Donnerstag laufenden Beratungen soll in dem Zusammenhang auch sein, wie sich die Bischöfe bei ihrem routinemäßigen Treffen im November in Rom präsentieren. Auch dort soll über den Synodalen Weg gesprochen werden. Dabei wird es laut Bätzing auch ein neues Format geben: Alle deutschen Bischöfe treffen sich zu einer gemeinsamen Unterredung mit Papst Franziskus und den Chefs mehrerer vatikanischer Behörden.
Bischof Bätzing würdigt Ethikrat
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat zudem die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zum Suizid gewürdigt. Der Limburger Bischof erklärte am Montag vor Journalisten in Fulda, dass es eine große Übereinstimmung zwischen der Position des Ethikrats und der Haltung der katholischen Kirche gebe.
Selbsttötung dürfe keine Lösung für Menschen sein, die Ängste hätten.
Der Bischof forderte mehr Engagement in die Vorbeugung. Notwendig sei ein Umfeld, in dem Menschen Hilfe finden könnten und der Gedanke an eine Selbsttötung in den Hintergrund trete. Niemand dürfe sich unter Druck gesetzt sehen, eine Selbsttötung vorzunehmen. Zugleich betonte Bätzing, er wolle kein moralisches Urteil über diejenigen fällen, die sich mit der Frage befassten.
Der Deutsche Ethikrat hatte in einem am Donnerstag veröffentlichten Gutachten vom Gesetzgeber eine Stärkung der Suizidprävention gefordert. Gerade wenn die freiverantwortliche Selbsttötung als grundlegendes Recht definiert werde, müsse garantiert werden, dass solch gravierende Schritte wirklich informiert, selbstbestimmt und ohne äußeren Druck gefasst würden.
Gefordert sieht der Ethikrat neben Angehörigen insbesondere die Politik und große gesellschaftliche Institutionen. Sie müssten Suizidprävention anbieten, und zwar "über die gesamte Lebensspanne, in allen relevanten Lebensbereichen, zeitnah und flächendeckend".
Politische Themenfelder reichten vom Kampf gegen Altersarmut und Einsamkeit bis hin zu funktionierenden Pflegeeinrichtungen und einem Ausbau der Palliativmedizin.
Der Ethikrat betonte zugleich, dass freiverantwortliche Entscheidungen zum Suizid uneingeschränkt zu respektieren seien. Das entbinde Staat und Gesellschaft aber in keiner Weise von der Verantwortung, "so weit wie möglich dafür Sorge zu tragen, dass Menschen nicht in Situationen geraten und verbleiben, in denen sie sich genötigt sehen, den Tod als vermeintlich kleineres Übel dem Leben vorzuziehen".
Bischof Bätzing kritisiert Rechtsruck in Italien
Weiter hat Bischof Bätzing das italienische Wahlergebnisse als echte Gefahr für den Zusammenhalt in Europa bezeichnet. Vor Journalisten in Fulda sprach Bätzing am Montag von einem "Rechtsruck".
Vor Beginn der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe ging der Limburger Bischof auch auf den russischen Krieg in der Ukraine ein.
Die Teilmobilmachung zeige, wie weit Präsident Wladimir Putin zu gehen bereit sei. Zugleich dankte Bätzing allen, die in Deutschland den Menschen aus der Ukraine zu helfen bereit seien.