Mettwurst und Pumpernickel könnte helfen, das stramme Programm der Frühjahrsvollversammlung bis Donnerstag durchzustehen. Im Mittelpunkt der Beratungen in der 1.200 Jahre alten Domstadt stehen die Folgen des Missbrauchsskandals und der von den Bischöfen daraufhin angekündigte Dialogprozess in der katholischen Kirche in Deutschland. Weitere Themen sind der Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. im Herbst sowie die Verabschiedung eines Wortes der Bischöfe zur Zukunft der Pflege.
Einen ganzen Studientag nehmen sich die Bischöfe Zeit, um sich ausführlich mit Fragen der Ökumene zu beschäftigen - vor allem im Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017. Mehrere katholische Bischöfe hatten zuletzt deutlich gemacht, dass die Kirche das Jubiläum zwar nicht feiern könne, weil die Reformation zur Spaltung der Kirche und zu Religionskriegen geführt habe. Dennoch sei es ein kirchenhistorisch wichtiges Datum, das zu einer Bilanz und weiteren Anstrengungen auf dem Weg zur Einheit einlade. So bezeichnete der Erfurter Bischof Joachim Wanke die Reformation als "eine Geschichte verpasster Gelegenheiten", an der auch die römische Seite Schuld trage. Geplant ist in Paderborn eine Bestandsaufnahme über Ziele, Erfolge und Defizite der ökumenischen Bemühungen aus katholischer Sicht.
Zeichen der Umkehr
Zum Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung (live in Bild und Ton auf domradio.de ab 18.30 Uhr, Pressekonferenz ab 15 Uhr) wollen die Bischöfe am Montag mit einem eindringlich gestalteten Bußakt ein "Zeichen der Umkehr, der Besinnung und des Willens zur Erneuerung setzen", so der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Zuvor wollen Vertreter von Missbrauchsopfern aus kirchlichen Einrichtungen auf dem Domplatz gegen den Kurs der Bischöfe bei der Aufarbeitung des Skandals demonstrieren. Sie beklagen sich insbesondere über die Höhe der zugesagten Entschädigung von 5.000 Euro.
Gespannt sein darf man, wie die Bischöfe den bundesweiten Dialogprozess fortschreiben, den der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, beim Herbsttreffen in Fulda angestoßen hatte. Die Bischöfe wollen einen Rahmen dafür festlegen, wie sie untereinander und zusammen mit den Orden, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und anderen kirchlichen Einrichtungen über den Glauben in der modernen Welt ins Gespräch kommen wollen. Als sicher gilt, dass der Papstbesuch im Herbst, der Nationale Eucharistische Kongress 2013 und die beiden Katholikentage von 2012 und 2014 in diesen Prozess einbezogen werden.
Brief an die deutschen Katholiken
Den Bischöfen ist klar, dass die Ergebnisse dieser Beratungen in der Öffentlichkeit kritisch beäugt werden. So wollen sie auch einen Brief an die deutschen Katholiken formulieren. Aus deren Reihen wiederum wollen sich zwei ganz unterschiedliche Gruppierungen in Paderborn direkt zu Wort melden und den Oberhirten Unterschriftenlisten überreichen: Reformorientierte Katholiken haben bislang rund 35.000 Unterschriften gesammelt. Sie unterstützen damit ein Memorandum von rund 300 Theologieprofessoren, die mehr Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung von Amtsträgern, die Priesterweihe auch von Verheirateten, Weiheämter auch für Frauen, eine bessere kirchliche Rechtskultur und mehr Respekt vor individuellen Lebensentscheidungen fordern. Konservative Kreise konterten mit einem Gegenaufruf: In der von rund 11.000 Katholiken unterzeichneten "Petition Pro Ecclesia" werden die Bischöfe aufgefordert, den Zölibat in seiner heutigen Form zu erhalten und Aufweichungstendenzen entschieden entgegenzutreten.
Alle Termine der Live-Übertragungen aus Paderborn.
Bischöfe treffen sich zur Vollversammlung erstmals in Paderborn
Eindringlicher Bußakt
Erstmals in der Geschichte der Deutschen Bischofskonferenz seit 1848 treffen sich die katholischen Bischöfe zu einer Vollversammlung in Paderborn. Der Gastgeber, Erzbischof Hans-Josef Becker, verspricht den 69 Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen und Weihbischöfen aus den 27 deutschen Diözesen "westfälische Gastlichkeit".
Share on