Die katholischen Bischöfe von Haiti rufen zum Ende der Gewalt in dem karibischen Inselstaat auf. Sie haben zu diesem Zweck einen öffentlichen Brief verfasst, wie das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" am Freitag in München mitteilte.
"Es gibt kein wirkliches Leben mehr im Land", zitierte die Organisation aus dem Papier. Die Hauptstadt Port-au-Prince sei für Hilfslieferungen weitgehend abgeschnitten, das öffentliche und wirtschaftliche Leben sei lahmgelegt, Schulen seien geschlossen. Auch der internationale Flughafen sei nicht mehr erreichbar.

Die Bischöfe warnten vor einer weiteren Eskalation: "Wir können nicht hoffen, Frieden zu ernten, wenn wir Gewalt säen." Sie forderten Regierung, Gesellschaft, Militär und bewaffnete Banden gleichermaßen auf, "entschlossen zu handeln, um die Sicherheit wiederherzustellen und den Schutz der Bürger zu gewährleisten". Es sei an der Zeit, das "Problem der anhaltenden Gewalt zu lösen. Es muss etwas getan werden."
"Sehr ernste Wendung"
Erzbischof Max Leroy Mésidor, der Vorsitzende der haitianischen Bischofskonferenz, sagte "Kirche in Not": "Wir alle fühlen uns bedroht. Seit zwei Jahren praktizieren wir eine 'Überlebenspastoral', aber seit wenigen Wochen hat die Gewaltwelle eine sehr ernste Wendung genommen."

Haiti gilt den Angaben zufolge als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Der Inselstaat wird demnach seit Jahren von einer politischen und wirtschaftlichen Krise erschüttert. Bewaffnete Banden terrorisierten die Bevölkerung und lieferten sich Kämpfe, die sich insbesondere auf die Hauptstadt-Region konzentrierten. Zehntausende Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht. Immer wieder würden auch kirchliche Mitarbeiter Opfer der Gewalt.