Bischöfe warnen vor Krieg - Malteser warnen vor Pest

Unruhen im Kongo halten an

Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses im Kongo ist es den dritten Tag in Folge zu Kämpfen in der Hauptstadt Kinshasa gekommen. Augenzeugen berichteten von heftigen Feuergefechten. An dem Einsatz waren offenbar auch deutsche Soldaten beteiligt, weitere Soldaten sollen in den Kongo verlegt werden.

 (DR)

Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses im Kongo ist es den dritten Tag in Folge zu Kämpfen in der Hauptstadt Kinshasa gekommen. Augenzeugen berichteten von heftigen Feuergefechten. An dem Einsatz waren offenbar auch deutsche Soldaten beteiligt, weitere Soldaten sollen in den Kongo verlegt werden. Die katholische Kirche im Kongo hat vor einer Spaltung des Landes und Bürgerkrieg gewarnt. Im Osten des Landes droht laut Malteser international eine Pest-Epidemie.

100 bis 150 Fälle pro Monat
"Wir befürchten eine Epidemie großen Ausmaßes, falls wir nicht sofort die Kranken behandeln, die Menschen aufklären und den Überträger, den Rattenfloh, bekämpfen", erklärte der Koordinator für die Arbeit von Malteser International im Gebiet der Großen Seen, Alfred Kinzelbach, am Mittwoch in Köln. "Was uns zusätzlich alarmiert, ist das Auftreten der hochansteckenden Lungenpest."

Daran sind nach Angaben des Arztes in den vergangenen vier Monaten 100 Menschen in einem kleinen Gebiet in der Nähe des Albert-Sees gestorben. Die weniger leicht übertragbare Beulenpest, der "Schwarze Tod" des Mittelalters, habe im Kongo nie völlig ausgerottet werden können. 100 bis 150 Fälle und etwa zehn Tote registrieren die Malteser jeden Monat.

Zur Bekämpfung der Krankheit hat das Hilfswerk ein Programm entwickelt, nach dem das Personal in den Gesundheitszentren im Regierungsbezirk Mahagi geschult, ein Frühwarnsystem aufgebaut und die Bevölkerung über Vorbeugung, Insektenvernichtung und Hygiene aufgeklärt wird. "Traditionelle Sitten wie das gemeinsame Waschen der Toten bedeuten ein sehr hohes Ansteckungsrisiko für die Pest", so Kinzelbach. "Die Dorfkomitees, die wir aufbauen, wirken solchen Gefahren entgegen". Das Programm wird von den Vereinten Nationen finanziert.

Appell an EU und UN
Die Kirche ruft die beiden Lager von Präsident Joseph Kabila und dessen Gegenkandidaten Jean-Pierre Bemba auf, ihre Anhänger zur Ruhe zu rufen und die Kämpfe in Kinshasa zu beenden.

An die EU, die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union appellieren die Kirchenführer, "alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Anarchie und Chaos zu verhindern und die Feindseligkeiten zwischen den Gegnern zu beenden". In der vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Laurent Monsengwo Pasinyan, im Radio verlesenen Botschaft mahnt die katholische Kirche die Bürger, auf jede Form der Gewalt zu verzichten. Auch sollten sie keine Aktivitäten zur Spaltung des Landes aus regionale

Deutsche Beteiligung
Christian Klitsch-Ott, Kongoexperte von Caritas International, beschreibt die Situation im domradio als sehr unruhig und unübersichtlich, hofft aber auf eine Besserung der Sicherheitssituation. Hören Sie hier das ganze domradio-Interview.

"Es gibt wieder Schießereien, und dabei werden sowohl schwere wie leichte Waffen eingesetzt", bestätigte der Sprecher der UNO-Truppen im Kongo (MONUC), Kemal Saiki. Der Flughafen der Stadt ist von Regierungstruppen besetzt worden. Er sei für alle Flüge geschlossen, berichtete der südafrikanische Rundfunk.

Entgegen erster Aussagen waren auch deutsche Soldaten an dem Einsatz beteiligt. Das bestätigte Admiral Henning Bess, der das deutsche Kontingent der EUFOR führt, gegenüber der Nachrichtenagentur reuters. Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Kinshasa sollen rund 200 deutsche Soldaten von Gabun in die kongolesische Hauptstadt verlegt werden.

Welthungerhilfe: Spannungen im Kongo können im Osten Unruhe auslösen
Die Anhaltende Spannungen könnten nach Einschätzung der Deutschen Welthungerhilfe auch im Osten des Landes Unruhe auslösen. "Einige Leute aus dem Lager des ehemaligen Rebellen-Chefs Jean-Pierre Bemba haben gesagt, wenn Bemba die Präsidentenwahl nicht gewinnt, gehen sie wieder in den Untergrund", sagte der Büroleiter der Welthungerhilfe in Bunia (Ostkongo), Rüdiger Sterz.

Nach dem vorläufigen Wahlergebnis landete Bemba auf dem zweiten Platz und geht gegen Staatschef Joseph Kabila in die Stichwahl. In der Provinz Ituri, rund 2.000 Kilometer von Kinshasa entfernt, gibt es laut Sterz rund 16.000 ehemalige Kämpfer aus der Bürgerkriegszeit, die zum Teil nicht richtig ins Zivilleben zurückfanden. "Etwa ein Drittel davon ist anfällig für Manipulationen", schätzt er.

Rund 80 Kilometer südlich von Bunia gestalte sich die Entwaffnung einer Miliz immer noch schwierig. Zum Teil erschwere dies auch die kongolesische Armee mit einer Strategie der "verbrannten Erde»" Wegen Auseinandersetzungen seien viele Menschen geflüchtet. Auch Entwicklungshelfer müssten bei Fahrten in Ituri stets wachsam sein.

Zweiter Wahlgang kommt
Bei den Präsidentschaftswahlen im Kongo war am Sonntag klar geworden, dass ein zweiter Wahlgang notwendig ist. Der amtierende Präsident Joseph Kabila verfehlte im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit. Nach Angaben der unabhängigen Wahlkommission erhält Kabila 44,81 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sein Herausforderer, Jean-Pierre Bemba, kommt auf rund 20 Prozent. An den Wahlen hatten 18 Millionen Kongolesen teilgenommen.

Wann der zweite Wahlgang stattfinden soll, ist noch unklar. Während es hieß, die Wahlen sollten bereits in zwei Wochen stattfinden, gehen Beobachter davon aus, dass der zweite Wahlgang erst im Oktober angesetzt wird. Westliche Diplomaten in Kinshasa begrüßten, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommt. Bei einem Sieg Kabilas im ersten Wahlgang wären die Spannungen Diplomaten zufolge noch höher gewesen.

Bei den Wahlen im Kongo handelte es sich um die ersten freien Wahlen seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960. Sie waren von den Vereinten Nationen mit 17.000 Soldaten und Truppen der EU, darunter auch aus Deutschland, sicher gestellt worden. Die Wahlen verliefen friedlicher als ursprünglich erwartet worden war.
(KNA, epd, dr)