Die umstrittenen Pläne zum Bau einer Moschee in Erfurt hat die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, erneut begrüßt. "Es ist gut, wenn religiöse Praxis aus dem eher Verborgenen in Kellern oder Wohnungen oder Hinterhöfen in einem öffentlichen Raum stattfindet", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag). "Unsere Verfassung ist eindeutig: Religionsgemeinschaften haben das Recht auf die freie Ausübung ihrer Religion. Dieses Recht gilt selbstverständlich auch, wenn sich Religion in Architektur ausdrückt." Wer das infrage stelle, müsse sich fragen lassen, ob er auf dem Boden des Grundgesetzes stehe, so Junkermann.
Überzeugungsarbeit statt AfD-Bürgerbegehren
Erst kürzlich hatten sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche in Thüringen betont, dass sie die Idee für den Moscheebau befürworten. Sie wenden sich damit gegen Pläne der AfD-Fraktion im Landtag, den Bau durch einen Bürgerentscheid verhindern zu wollen. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) sagte der Zeitung: "In Frankfurt am Main wäre das Projekt kein Thema. Aber für unsere Leute ist das völlig neu. Denn es wäre der erste Moschee-Neubau in Erfurt wie überhaupt in Thüringen. Und es wäre die erste Moschee, die als solche erkennbar ist." Geplant ist unter anderem ein Minarett. Deshalb müsse man "Überzeugungsarbeit leisten". Allerdings sähen die Pläne den Bau einer "sehr kleinen" Moschee vor, betonte Bausewein. "Wir bauen hier nicht die Blaue Moschee nach."
Die Moschee will die Ahmadiyya-Gemeinde bauen. Es wäre der erste Moschee-Neubau in Thüringen und, mit Ausnahme von Berlin, nach Leipzig und Chemnitz das dritte derartige Projekt in Ostdeutschland. Der geplante Bau hatte am Mittwoch den Thüringer Landtag beschäftigt, die Fraktion der Alternative für Deutschland (AfD) ist gegen das Projekt.