Bischof Ackermann über die Lage im Heiligen Land

Mehr Fragen als Antworten

Laut dem Trierer Stephan Ackermann habe das Bischofstreffen erneut die komplexen Probleme in Israel. Die katholische Bischöfe aus allen Ländern haben deshalb zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land aufgerufen. 

Altstadt in Jerusalem / © Oded Balilty (dpa)
Altstadt in Jerusalem / © Oded Balilty ( dpa )

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wertet das 19. Bischofstreffen im Heiligen Land als ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Christen im Heiligen Land. Die Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen in den Autonomiegebieten sei erschreckend, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz zum Abschluss der Reise.

Perspektivlosigkeit sei "erschreckend"

Die Delegationsreise hat nach Worten Ackermanns erneut die komplexen gesellschaftlichen Probleme in Israel und der Region deutlich gemacht. Sie lasse ihn mit "mehr Fragen als Antworten" zur Situation im Heiligen Land zurück. Die internationale Staatengemeinschaft rief der Bischof auf, auf eine Zweistaatenlösung hinzuarbeiten.

Bischof Stephan Ackermann in seiner Soutane / © Michael Merten (KNA)
Bischof Stephan Ackermann in seiner Soutane / © Michael Merten ( KNA )

Am 19. "Internationalen Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" nahmen vom 12. bis 17. Januar Vertreter von zwölf europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika teil. Unter dem Thema "Herausforderungen und Möglichkeiten" lag der Schwerpunkt anders als in früheren Jahren dieses Mal auf den Christen in Israel.

Neben Treffen mit Vertretern der Ostkirche, einheimische Christen sowie Vertretern anderer Religionen in Israel besuchte die Delegation christliche Einrichtungen sowie ein UN-Flüchtlingslager in Jenin im Norden des Westjordanlands. Weiter standen Gespräche mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen auf dem Programm.

Bischöfe fordern Gleichberechtigung für Christen

Das Prinzip der Gleichheit aller Bürger, auf dem Israel gegründet sei, müsse "dringend zur allgemeinen Lebensrealität werden", heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Abschlussbotschaft des "Internationalen Bischofstreffens zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land".

Die Bischöfe beklagen darin Diskriminierung und Ausgrenzung von Christen und anderen Minderheiten in Israel. In ihrem Wunsch, als vollwertige Bürger mit anerkannten Rechten in einer pluralen und demokratischen Gesellschaft zu leben, stünden Christen in allen Lebensbereichen vor großen Schwierigkeiten. Gleichzeitig leisten sie laut den Bischöfen durch ihre Einrichtungen einen "wesentlichen Beitrag" für die Gesellschaft.

Nationalitätengesetz besonders besorgniserregend

Als besonders besorgniserregend werde das im vergangenen Juli verabschiedete Nationalitätengesetz wahrgenommen, hieß es. "Die einheimischen Bischöfe warnen, dass es als 'verfassungsmäßige und gesetzliche Grundlage für Diskriminierung' gegen Minderheiten verstanden werden könne und zur Erosion der Ideale von Gleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie beitrage", heißt es in der Botschaft.

Mit Blick auf die jüngsten Streichungen von Hilfsgeldern für die Palästinenser durch die US-Regierung riefen die internationalen Bischöfe ihre jeweiligen Regierungen dazu auf, das Palästinenserhilfswerk UNRWA angesichts von Engpässen zu unterstützen. Gleichzeitig müssten "Bemühungen um eine diplomatische Lösung für die friedliche Koexistenz zweier demokratischer souveräner Staaten, Israel und Palästina" intensiviert werden.

Das 19. "Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" endet an diesem Donnerstag. Unter dem Thema "Christen in Israel: Herausforderungen und Möglichkeiten" trafen die Vertreter von europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika seit Samstag Vertreter der Ortskirche, der Zivilgesellschaft, örtlicher Nichtregierungsorganisationen und einheimischer Christen. Die Deutsche Bischofskonferenz wurde durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann vertreten.

Heiliges Land

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)

Als Heiliges Land wird seit dem vierten Jahrhundert der Teil des Nahen Ostens bezeichnet, in dem sich biblische Geschichte ereignet hat. Die Landnahme des alten Volkes Israel, das Leben und Wirken Jesu und das Urchristentum sind dabei von Bedeutung. In der Regel gelten heute Israel und die autonomen bzw. besetzten Palästinensergebiete als Heiliges Land. Gelegentlich werden auch Teile Jordaniens, Ägyptens, des Libanon sowie zum Teil des Irak und Syriens zum Heiligen Land gerechnet.

Quelle:
KNA