Bischof Ackermann wirbt für anderen Blick auf Afrika

"Menschen müssen Lebensweise ändern"

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist am Sonntag im Trierer Dom die Fastenaktion 2017 der katholischen Kirche eröffnet worden. Die von Misereor getragene Aktion steht in diesem Jahr unter dem Motto "Die Welt ist voller Ideen. Lass sie wachsen."

Kleinbäuerin Assieta Zida hat hat mit Unterstützung von Misereor landwirtschaftliche Geräte für ihr Dorf erworben. / © Michael Merten (KNA)
Kleinbäuerin Assieta Zida hat hat mit Unterstützung von Misereor landwirtschaftliche Geräte für ihr Dorf erworben. / © Michael Merten ( KNA )

Im Mittelpunkt der Fastenaktion des Bischöflichen Entwicklungshilfswerks steht in diesem Jahr die Innovationskraft afrikanischer Bauern. Der westafrikanische Staat Burkina Faso ist Beispielland der Aktion. Dort leben 80 Prozent der 19 Millionen Einwohner von Landwirtschaft und Viehzucht. Misereor unterstützt Projekte, um etwa die Milchproduktion zu steigern oder landwirtschaftliche Innovationen voranzubringen.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann warb für eine neue Sichtweise auf den afrikanischen Kontinent. Anstatt das Land und den afrikanischen Kontinent "nur oder vor allem unter der Perspektive der Schwierigkeiten und Probleme, die es dort gibt" anzuschauen, sollten auch positive Entwicklungen und damit die "Brille der Hoffnung" in den Vordergrund rücken.

Neue Wege gehen

"Wer auf die positiven Ansätze, die guten Ideen und Energien, die Menschen haben, schaut, ist nicht automatisch blauäugig", erklärte der Trierer Bischof. Es gehe ja nicht darum, Ungerechtigkeit und Leid zu übersehen. "Nein, es geht darum, die Kräfte des Positiven, des Nach-vorne-Gerichteten, der Zukunft zu bestärken und dadurch weitere Energien freizusetzen."

So unterstütze Misereor beispielsweise eine von Frauen gegründete Minimolkerei in einem Dorf, berichtete Ackermann. Diese erlaube ihnen, Milch in größeren Mengen zu produzieren, sie aufzubewahren und weiterzuverarbeiten, um dadurch einen besseren Preis zu erzielen. In einem weiteren Projekt versuchten Bauern mit traditionellen und modernen Methoden natürliche Mittel gegen Schädlinge sowie Krankheiten zu entwickeln und mit staatlicher Anerkennung zu verkaufen.

Fastenzeit nutzen

Ackermann warb zudem mit Blick auf die Konsumgesellschaft dafür, die eigene Lebensweise zu überdenken. "Wir wissen sehr genau, dass unsere Weise zu konsumieren und Ressourcen dieser Erde zu verbrauchen, zulasten der Armen geht, und doch tun wir uns sehr schwer, unsere Lebensweise umzustellen", sagte er. Es fehle nicht an Erkenntnis, sondern an der Kraft und dem Willen zum Guten.

"Erkenntnis allein entmutigt, kann zynisch machen, kann Hass und Abwehr verstärken", erklärte Ackermann. Deswegen sei es wichtig, in der Fastenzeit die Kraft zum Guten wachsen zu lassen, um auch die Welt zu verändern.

"Solange so viele Menschen wie bisher, vor allem in den Ländern des Südens dieser Erde, reeller Lebenschancen beraubt bleiben, bleiben auch Frieden und Sicherheit international gefährdet, ja sie werden noch zerbrechlicher", unterstrich Ackermann. "Da helfen auf Dauer keine Zäune und Mauern, so hoch und so lang sie auch sein mögen."

Fastenaktion 2017

An dem Gottesdienst und einem anschließenden Festakt nahmen die Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (SPD) aus Rheinland-Pfalz und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) aus dem Saarland sowie der Kardinal der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou, Philippe Nakellentuba Ouedraogo, teil. Nach der Feier wurde zu einer Diskussion über Herausforderungen und eigene Handlungswege in die ehemalige Reichsabtei St. Maximin eingeladen. Höhepunkt der Fastenaktion ist den Angaben zufolge der 2. April an dem in den bundesweit mehr als 10.000 katholischen Pfarrgemeinden Spenden gesammelt werden.

Das 1958 gegründete Hilfswerk ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Die traditionelle Misereor-Fastenaktion beginnt am Aschermittwoch und endet an Ostern. Im Mittelpunkt der Aktion steht jedes Jahr ein Land mit einem bestimmten Schwerpunkt. Mit Partnern in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika will Misereor Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Seit seiner Gründung brachte Misereor nach eigenen Angaben mehr als 7 Milliarden Euro für über 106.000 Projekten auf.


Trierer Bischof in Burkina Faso  / © Ansgar Zender (dpa)
Trierer Bischof in Burkina Faso / © Ansgar Zender ( dpa )
Quelle:
KNA , epd