KNA: Bischof Bode, der auf fünf Jahre angelegte Gesprächsprozess endet 2015. Wie sieht der Endspurt aus? Was ist noch geplant?
Bode: Es wird wieder eine größere Veranstaltung im September in Würzburg geben, zu der alle Gruppen eingeladen sind, gerne auch neue Teilnehmer. Zuvor setzen wir uns im März mit allen Teilnehmergruppen zusammen und erstellen einen qualifizierten Bericht über den gesamten Dialogprozess.
Daraus werden wir Bischöfe Konsequenzen ziehen und auch überlegen, wie der Dialog verstetigt werden kann. Um schon einmal ein Ergebnis aus meiner Sicht vorwegzunehmen: Der Grundwasserspiegel des Miteinanders hat sich deutlich gehoben. Die Veranstaltung soll also weniger ein Schlusspunkt sein, sondern eher ein Doppelpunkt, dem noch etwas folgt.
KNA: Und was soll das sein?
Bode: Wir überlegen, ob wir in weiteren Abständen ähnliche Treffen haben werden, bei denen wir uns vergewissern, wo wir eigentlich stehen. Wir müssen uns fragen, wie die Kommunikation untereinander weiterhin gut bleibt und wie wir etwa die Frage nach der Zuwendung zu den Menschen richtig angehen oder wie wir in der Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche weiter kommen und vieles mehr.
KNA: Hat sich die viele Energie gelohnt, die in den Dialogprozess gesteckt wurde?
Bode: Auf jeden Fall! Wir sind sehr konkrete Fragen angegangen, etwa das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen oder auch das Miteinander von Männern und Frauen in der Kirche. Und auch auf Bistumsebene sind sehr viele fruchtbare Prozesse in Gang gekommen.
Da hat uns auch die neue Kommunikationsweise von Papst Franziskus geholfen. Früher wäre es bei vielen Themen nicht denkbar gewesen, so offen zu reden. Wenn ich bedenke, dass der Anlass für den Prozess ja
2010 die Vertrauenskrise nach dem Missbrauchsskandal war, dann ist in den fünf Jahren wirklich eine ganze Menge in Gang gekommen. Vor allem, was die Transparenz in der Kirche betrifft. Übrigens auch im Hinblick auf kirchliche Finanzen.
KNA: Sie zählen Fortschritte auf. Aber was muss sich noch verbessern?
Bode: Wir müssen noch intensiver über die Strukturen und das Miteinander aller Dienste in den Pfarreien reden, über die Kirche vor Ort. Das ist bisher sicher zu kurz gekommen.
Auch bei der Frage nach unserer Verantwortung für die Weitergabe des christlichen Glaubens können wir noch zulegen. Ebenso beim Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften und mit Menschen, die sich keinem Glauben zugehörig fühlen.
KNA: Was sagen Sie den Kritikern des Dialogprozesses, die zu wenige konkrete Ergebnisse sehen?
Bode: Das sind sehr oft Menschen, die die Erwartungen vorher schon so hochgeschraubt haben, dass sie nachher eigentlich nur enttäuscht sein können. Ich sehe uns auf einem sehr guten Weg! Wir mussten ja erst einmal eine Form finden, wie wir miteinander reden.
Ich glaube, da kann man in den wenigen Jahren nicht mehr erreichen. Und es waren ja auch viele andere Themen in der Kirche zu bearbeiten, etwa die Familiensynode und die Frage nach der Transparenz in den Finanzen.
KNA: Stichwort Synode: Es hieß ja immer wieder mal, das Ganze solle in einer Synode in Deutschland enden. Gibt es diese Idee noch?
Bode: Ich habe den Eindruck, dass das kaum noch zur Sprache kommt, weil das so viele kirchenrechtliche Voraussetzungen hat wie ein strammes Korsett, dass wir davon doch eher absehen. Wir werden ja ohnehin viele Themen nach Rom zur Weltbischofssynode mitnehmen, weil viele Fragen hier gar nicht zu lösen sind.
Ich finde diese offene, aber nicht unverbindliche Weise, die wir planen, um uns immer wieder miteinander zu vergewissern, besser als eine in rechtliche Formen gegossene aufwendige Struktur.
Das Interview führte Gottfried Bohl.