Bischof Feige legt katholische Thesen zum Reformationsgedenken vor

"Luther scheidet die Geister"

Die Katholiken können aus Sicht des "Ökumenebischofs" der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige, das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation 2017 nicht "fröhlich" mitfeiern. Warum, erklärt er im Interview mit domradio.de.

 (DR)

Sie könnten und wollten sich "durchaus konstruktiv und kreativ mit der Reformation und ihren Folgen auseinandersetzen, empfinden die damit zusammenhängende Spaltung der abendländischen Kirche aber als tragisch", wie Feige am Montag auch in Magdeburg erklärte. In seinen aus Anlass des Reformationstags am Mittwoch veröffentlichten zehn "katholischen Thesen zum Reformationsgedenken 2017" fasste der Magdeburger Bischof seine Sicht zum Stand der Vorbereitungen des protestantischen Großereignisses zusammen.



Feige hob die Bemühungen um ein gemeinsames Verständnis der Reformation im 16. Jahrhundert hervor, die von zwei Gremien auf deutscher und internationaler Ebene im Gang seien. Unabhängig davon sei "zu beklagen, dass eine Trennungs- und Entfremdungsgeschichte mit unsäglichen Folgen ausgelöst wurde". Bis in die Gegenwart litten Christen - vor allem in konfessionsverschiedenen Ehen und Familien - an der Spaltung. "Das sollte nicht verdrängt oder beschönigt, sondern zur Kenntnis genommen und aufgearbeitet werden", betonte Feige. Im Blick auf 2017 begrüßte Feige Vorschläge, im katholisch-evangelischen Verhältnis eine "Reinigung des Gedächtnisses" oder "Heilung der Erinnerungen" anzustreben und ein konkretes Zeichen der Buße und der Bereitschaft zur Vergebung, der Umkehr und Versöhnung zu setzen.



Weiter meinte Feige, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), das wichtige Anregungen Martin Luthers aufgegriffen habe, habe sich die katholische Kirche gleichsam von der "Gegenreformation" verabschiedet und auf den Weg einer "Mitreformation" begeben. Katholische Theologen seien längst zu einer unpolemischen Sicht Luthers gekommen, so der Bischof.



Worum soll es 2017 gehen?

An die evangelische Seite richtete Feige die Erwartung, klarer herauszustellen, "worum es 2017 eigentlich gehen soll". Mittlerweile sei eine Fülle von nichttheologischen Faktoren politischer, kultureller und wirtschaftlicher Art bei der Vorbereitung mit im Spiel. Feige wandte sich gegen "Selbstbespiegelungs- oder Profilierungstendenzen". Er schlug vor, beide Konfessionen sollten "sich gegenseitig noch mehr im Lichte Jesu Christi" betrachten und neidlos ins Wort fassen, "was man aneinander schätzt und vielleicht sogar bewundert".



Wünschenswert wäre zudem, den Blick nicht nur auf die evangelische und der katholische Kirche zu beschränken, sondern auch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) einzubeziehen. Wenn das Reformationsgedenken ein "Christusjubiläum" würde, so Feige, "könnten sich ökumenisch aufgeschlossene Katholiken inzwischen vorstellen, 2017 vielleicht doch nicht nur irgendein korrektes oder freundliches Grußwort zu sprechen, sondern sogar ein wenig mitzufeiern, vor allem aber kräftig mitzubeten".