Bischof Feige zum Abschluss der Renovabis-Pfingstaktion

"Wachet und Betet!"

Ganze neun Tage dauert die Pfingstnovene. In dieser Zeit bereiten sich Gläubige auf die Ankunft des Heiligen Geistes vor. Im domradio.de-Interview erzählt Bischof Gerhard Feige über seinen Beitrag zur diesjährigen Pfingstnovene.  

Bischof Gerhard Feige auf dem Katholikentag (KNA)
Bischof Gerhard Feige auf dem Katholikentag / ( KNA )

domradio.de: Für welchen Teil der Novene sind sie den zuständig?

Bischof Feige: Ich bin für die Meditationen zuständig, aber auch dafür die Gebete herauszusuchen, die Fürbitten mitzugestalten. Eigentlich so insgesamt fast für das Ganze. Die Schrifttexte herauszusuchen, war für mich auch ein wichtiges Anliegen. Ich hab dies gern getan.

domradio.de: Die Novene trägt den Titel: "Als neue Menschen leben". Neun Tage beten in Solidarität mit Menschen aus Mittel- und Osteuropa. Wie kann man denn dies in Hinblick auf die Geschehnisse 25 Jahre nach der Wende, und der damit gewonnenen Freiheit, mit allen Begleiterscheinungen - positive wie negative - verstehen?

Bischof Feige: Der Titel lautet ja 'Als neue Menschen leben' und das bezieht sich auf den Römerbrief, wo es eben heißt, dass wir mit Christus begraben wurden. Durch die Taufe, auf den Tod mit ihm auch auferweckt werden zu neuem Leben und das soll sich tatsächlich auch bei uns umsetzen. Das muss konkret werden. Wir machen ja immer wieder die Erfahrung, dass neue Verhältnisse noch keinen Menschen machen. Da ist mehr notwendig, und wir Christen haben die Kraft, haben den Geist auch in anderer Weise selbstloser, solidarischer, gerechter, friedlicher zu leben. Zum Beispiel wenn wir auf den Geist Gottes vertrauen, dass er uns mit seiner Kraft, mit seiner Hoffnung, mit seiner Gnade erfüllt. Und darum ist es auch immer wichtig, neben all dem was wir tun, wo wir uns engagieren, zu beten, damit dieser Geist in uns auch lebendig bleibt.

domradio.de: Ich frage sie jetzt mal als Verfasser dieser Novene, wie betet man diese denn am Sinnvollsten?

Bischof Feige: Die Reihenfolge ist, dass man sich zunächst den Schrifttext vornimmt. Ihn betrachtet, dazu kann auch die anschließende Meditation verhelfen. Schließlich folgen ein Gebet, und dann auch noch konkrete Fürbitten. Das kann man einzeln tun, das kann man aber auch in Gemeinschaft mit anderen tun. Das ist vielleicht sogar auch schöner und hilfreicher, dass mit anderen zusammen zu tun.

domradio.de: Wenn wir dann Pfingsten feiern, wie führt uns die Novene an diesen Zeitpunkt heran?

Bischof Feige: Sie erinnert uns zunächst einmal an das, was viele erlebt haben in Deutschland, in Mittel- und Osteuropa. Die befreienden Erfahrungen, die wir gemacht haben aber auch bedrückende Situationen. Manche sagen ja auch die Freiheit ist grauer als der Traum von ihr. Wir erleben in unseren Tagen in der Ukraine gerade besondere Probleme, fast Katastrophen. Wir orientieren uns immer wieder an der heiligen Schrift, was will der Geist Gottes uns heute sagen. Wir lesen unsere Wirklichkeit, unsere Erfahrungen durch die Texte aus der heiligen Schrift gegen.  Das ist wichtig, um auch zu einem fruchtbaren Weg zu kommen.

domradio.de: Sie schreiben in der Novene auch: 'Die Freiheit zu der Christus uns befreit, ist die Einladung sich ihm, der uns bedingungslos liebt, anzuvertrauen'. Sind wir als Gläubige nicht dankbar genug für das was Gott uns geschenkt hat, zum Beispiel diese Freiheit?

Bischof Feige: Freiheit fordert auch heraus. Freiheit ist nicht immer angenehm, nicht immer bequem. Man muss sich ja auch oftmals dann entscheiden, von daher ist das ambivalent mit der Freiheit. Aber von Gott her ist es ein wahrhaftes Geschenk, an dem wir menschlich auch reifen können. Eine Freiheit, die auch viele Chancen bietet, die uns aber auch zu Entscheidungen herausfordert.

domradio.de: Sie schreiben im Vorwort zur Pfingstnovene, dass wir als neue Menschen zu leben haben und dies unsere ureigene Berufung als Christen bleibt. Schafft das Beten der Novene auch eine Grundlage dies zu verinnerlichen?

Bischof Feige: Ich glaube, dass wir als Christen nicht oberflächlich leben können, sondern wir brauchen Tiefgang. Mein Wahlspruch als Bischof ist beispielsweise: 'Wachet und betet!'. Das heißt also aufmerksam die Wirklichkeit wahrzunehmen, aber dann eben auch tief und fest in Gott verankert zu sein, und immer wieder seine Nähe zu suchen. Ich glaube das ist ganz entscheidend, damit man einen Halt und Stand im Leben bekommt.

domradio.de: Sie selbst sind ja Vorsitzender des Aktionsausschusses von Renovabis. Herr Bischof, wie machen wir den Menschen jetzt Appetit auf Pfingsten?

Bischof Feige: An Pfingsten kam ja der Geist über die verzagten und mutlosen Apostel. Hat sie bewegt in alle Welt. Renovabis steht gewissermaßen für diese Sendung in alle Welt, für die Solidarität untereinander. Für mich ist das immer wieder begeisternd, wenn ich beispielweise in Rom erlebe, wie tatsächlich Menschen aus allen Völkern und Nationen an diesen lebendigen Gott, an Jesus Christus, an seinen Heiligen Geist glauben. Ich hoffe, dass auch diesmal Pfingsten wieder ein wirkungsvoller Impuls ist, dass die Welt - hier spiele ich auf Renovabis an - tatsächlich auch zu einem neuen Geist erneuert wird.

Das Gespräch führte Bernd Knopp.


Quelle:
DR