"Als Christinnen und Christen muss es uns um die Menschen gehen, nicht um die Institution Kirche und deren Glaubwürdigkeit", schreibt der Münsteraner Bischof in seinem am Samstag veröffentlichten Hirtenbrief zum Beginn der Fastenzeit vor Ostern. Nur eine glaubwürdige Kirche mit glaubwürdigen Verantwortungsträgern könne dazu beitragen, dass es in der Gesellschaft Gemeinsinn gebe.
Kein moralischer Zeigefinger mehr
Die Initiative #OutInChurch habe gezeigt, wie viele Menschen unter den Moralvorstellungen der Kirche gelitten hätten, so der Bischof. Die Botschaft "so, wie du bist, bist du nicht gut, nicht gut genug für die Kirche, für Gott" sei verletzend. Es dürfe keine Gruppe mehr geben, auf die mit dem "moralischen Finger" gezeigt werde.
Im Januar hatten im Rahmen der Initiative 125 Kirchenmitarbeitende öffentlich erklärt, dass sie einer sexuellen Minderheit angehören. In der katholischen Kirche kann zum Beispiel eine homosexuelle Beziehung im Extremfall zur Kündigung führen. Auf #OutInChurch folgten viele Forderungen, diese Regel zu ändern.
Einander zuhören, miteinander sprechen
Genn erklärte weiter, er habe für die Krise der katholischen Kirche keine Lösungsvorschläge. Er verwies jedoch auf den Reformprozess Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Einander zuzuhören, sich aufeinander einzulassen und miteinander zu sprechen, löse Blockaden und führe zusammen, so der Bischof.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.