domradio.de: Herr Bischof Fürst, die Kirche braucht ja die Medien. Aber die Medien brauchen auch die Kirche um zum Beispiel Quote zu erzielen, das haben unglücklicherweise auch Themen wie der Missbrauchsskandal gezeigt. Wie hat sich denn das Verhältnis zwischen Kirche und Medien seit diesem Skandal verändert?
Bischof Gebhard Fürst (u.a. Vorsitzender der Medienkommission der Deutschen Bischofskonferenz): Wir haben ja erfahren müssen, dass die öffentlichen Medien, die nicht-kirchlichen Medien diese Situation, die da entstanden ist, auch gnadenlos anschauen. Daran müssen wir uns gewöhnen. Wir müssen uns auch daran gewöhnen, dass die Aufgabe der Medien, Print und elektronische Medien, es auch ist, dass kirchliches Handeln kritisch durchleuchtet und hinterfragt wird. Inwiefern wir da schon eine neue Strategie entwickelt haben, das kann ich jetzt nicht so ohne weiteres sagen. Aber diese Erkenntnis, dass wir nicht in einem Schonraum der Öffentlichkeit leben, sondern behandelt werden wie andere Einrichtungen auch, diese Erkenntnis muss uns weiterbringen.
domradio.de: Heißt das mit anderen Worten: Die Kirche muss als Informationsträger etwas ändern in ihrer Strategie?
Bischof Fürst: Wir versuchen ja offensiver mit den Medien umzugehen und auf die Medien zuzugehen. Wir versuchen ja selbst auch verschiedene Kanäle zu etablieren. Das domradio gibt es seit vielen Jahren mit hervorragender Arbeit. Wir versuchen im digitalen Bereich durch unser katholisch.de, wir versuchen über kna und über die Ausbildung der jungen Journalisten hier einiges zu tun. Sodass wir uns nicht ausliefern sondern dass wir mitwirken können, besonders in der sich beschleunigenden Informationslage und Diskussionslage, die wir in den Medien haben.
domradio.de: Sie selbst haben ja in Freising beim Kongress von Renovabis gesagt: Sie wollten Medien mit leben füllen und so für die Verkündigung des Glaubens nutzen. Wie kann man das genau umsetzen?
Bischof Fürst: Es gibt ja inzwischen bei allen Kirchengemeinden, in allen Einrichtungen der katholischen Kirche, Verbände, Institutionen bei den Diözesen und bei der Bischofskonferenz selber unterschiedliche neue Zugänge zu den Medien, zur Öffentlichkeit, in die Presse hinein, in die digitale Welt. Das müssen wir nutzen auf die jeweilige eigene Weise. Da müssen wir auch experimentieren, um christlichen Glauben, die Wertorientierung und die Orientierung an Grundhaltungen zu vermitteln. Wir müssen da lernen, und wir müssen da auch an Personen und auch an Finanzen einiges investieren.
domradio.de: Kann die Kirche diesbezüglich auch in Deutschland vom Franziskus-Effekt lernen? Denn Papst Franziskus versteht es ja blendend, "sympathisch" rüberzukommen. Wie kann die Kirche das denn verinnerlichen?
Bischof Fürst: Franziskus lehrt uns unkompliziert, spontan, ganz im Wissen um die Bedeutung der Gesten und der Orte, sich so zu verhalten, dass die Zuwendung Gottes zu den Menschen in den Gesten der Menschen selber untereinander sichtbar wird. Da ist er ein Meister, und das können wir von ihm lernen. Er ist sicher nicht jemand, der das strategisch einsetzt, den Umgang mit Kommunikation oder mit der Begegnung mit Menschen. Sondern er hat das sozusagen in seinem Herzen, in seiner Seele. Er ist so, er geht so auf die Menschen zu, und dieses authentische Verhalten von der Botschaft Jesu her zu handeln, die Menschen zu lieben besonders die Schwachen und die Armen zu unterstützen. Das kommt offensichtlich so rüber und da sollten wir uns auch in der deutschen Kirche eine Scheibe abschneiden.
domradio.de: Sie selbst haben auch von Authentizität gesprochen, das ist für sie ganz wichtig. Ein anderer ganz wichtiger Punkt ist für sie aber auch die Qualität im Journalismus und diesen sehen sie auch als Grundauftrag der Kirche. Was bedeutet das für die Informationen, müssen sie mehr Qualität haben oder wie sehen Sie das?
Bischof Fürst: Das Internet ist ja ein ungeheuerlich schnelles, beschleunigtes Medium. Trotzdem müssen wir im Internet selber auch in einer beschleunigten Weise kommunizieren. Aber wir müssen das tun unter Beachtung auch aller Kriterien, dass wir nicht auf Informationen hereinfallen, dass wir nicht selber ungeprüfte Dinge weitergeben. Sondern, dass wir uns dann bei aller Geschwindigkeit, die man da in der Nachrichtenverbreitung braucht, doch auch auf die Qualität und die Wahrheit dessen was kommuniziert wird Rücksicht nimmt. Das ist ein Spagat. Den zu leisten, das ist jedes Jahr, jeden Tag eine neue Aufgabe und eine hohe Herausforderung. Das möchte ich gar nicht verschweigen.
Das Gespräch führte Bernd Knopp.