Bischof Genn: Islam kann Vorbild sein

Kirche muss offensiver auftreten

Die katholische Kirche muss nach Ansicht des Essener Bischofs Felix Genn nach außen offensiver auftreten.
Vorbild könne dabei teilweise der Islam sein, sagte er im Interview der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post"
(Dienstag). "Wir waren in den letzten 30 Jahren zu sehr darum bemüht, mit unseren Positionen nicht anzuecken". Es sei aber wichtig, den Wert des Christseins zu zeigen. Als Grund für die Zurückhaltung sieht Genn, dass viele Menschen die Kirche als zu hart empfunden hätten. Man müsse sich aber ansehen, "wie stark die Muslime sich in unserer Gesellschaft positionieren".

 (DR)

Trotz des demografischen Wandels und eines Rückgangs der
Mitglieder- und Priesterzahlen sei die Botschaft der Kirche immer noch eine offensive, unterstrich der Ruhrbischof. Ihr Auftrag sei es, jedem Menschen nachzugehen, egal ob er der Kirche näher oder distanzierter gegenüber stehe.

Genn äußerte Verständnis, dass viele Katholiken zurzeit nur den Rückbau ihrer Kirche wahrnähmen. In Pfarrgemeinderäten werde er mit Fragen nach dem Personalabbau und seinen Folgen konfrontiert.
"Das kann ich verstehen, und ich teile den Schmerz und die Trauer." Die Kirche im Ruhrgebiet müsse jedoch einen schweren Weg gehen, um Zukunft zu haben. Das Bistum fährt derzeit einen strengen Sparkurs. Bis 2009 sind Einsparungen in Höhe von 70 Millionen Euro vorgesehen. Der Etat 2007 beträgt 197,2 Millionen Euro aus. Zur Deckung des Haushalts nimmt die Diözese einen Kredit von 23,6 Millionen Euro auf.