"Das Eintreten für den Frieden, der kirchliche Pazifismus, den wir nicht aufgeben dürfen, darf nicht den Aggressoren in die Hände spielen", sagte Hanke am Mittwoch bei einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Eichstätter Residenzplatz. Dort hatten sich rund 150 Menschen zum wöchentlichen Gebet für den Frieden in der Ukraine versammelt. Für Hanke war es der erste öffentliche Auftritt nach seiner jüngsten Coronavirus-Erkrankung.
Bischof Hanke warnt vor selbstverständlicher Wahrnehmung des Krieges
"Es bedarf in der kirchlichen Position lebensnahe Antworten auf die Situationen, in denen Grundrechte durch Gewalt verletzt werden", sagte der Bischof. Dazu sei das Gebet unerlässlich, "damit vor allem die Politiker vom Geist Gottes erleuchtet werden, um die richtigen Entscheidungen zu treffen: Den Einsatz für den Frieden nicht zu lassen, aber auch der Aggression keinen Raum zu geben."
Der am 24. Februar von Russland in der Ukraine begonnene Krieg habe die Menschen erschüttert, so Hanke. Nach fast fünf Monaten bestehe jedoch die Gefahr, dass die Kriegsmeldungen als selbstverständlich aufgenommen würden, vielleicht sogar als störend bei Urlaubs- und Alltagsplanungen: "Das darf nicht so sein, denn es stehen Schicksale dahinter: Familien, die ihre Städte verlassen müssen, Menschen, die den Tod finden."
Die politischen Wahrnehmungsmuster in Deutschland und Europa hätten sich aufgrund dieses Krieges verändert, gab der Bischof zu bedenken. "Wir mussten feststellen, dass wir allzu gutgläubig, allzu optimistisch waren. Wir dachten nach dem Fall der Mauer, die Zeit der Blöcke wäre vorbei, die Zeit der Verständigung, eines Friedens auf Dauer wäre gekommen." Nun sei zu erkennen, es werde wohl so nicht weitergehen können, angesichts der Spannungen, die auch an anderen Stellen der Welt aufträten. "Wir müssen in unseren Wahrnehmungsmustern realistisch werden. Das ist Aufgabe der Politik", so Hanke.
Der Bischof bezeichnete es als einen Skandal, dass Verantwortungsträger aus der Politik vorgäben, christliche Werte zu vertreten und Soldaten in den Krieg schickten: "Das können wir als Christen nicht hinnehmen und nicht gutheißen." Mit dem Friedensgebet wolle man zeigen, dass das ein "No-Go" sei. "Der Friede im Großen beginnt bei uns, im Miteinander in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen." Die Würde des Christseins verbiete es, sich gegen den Bruder, gegen die Schwester zu erheben. Dies sollten auch die Verantwortungsträger in der Politik erkennen.