Sein vieldiskutierter Vortrag über Ehe, Familie und Sexualität Ende Juli in Fulda sei an einer Stelle "nicht durchdacht" gewesen, sagte er der Schweizer Boulevardzeitung "Blick". Er würde heute "ausführlicher kommentieren und den ganzen Vortrag erst jemandem vorlegen".
Bibelzitate zur mutmaßlichen Sanktionierung von Homosexualität
Huonder hatte unter anderem Bibelstellen aus dem alttestamentlichen Buch Levitikus zitiert. Darin werden sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts als "Gräueltaten" bezeichnet, die "mit dem Tod bestraft" werden. Diese zitierten Passagen allein, so Huonder in seinem Vortrag am 31. Juli, "würden genügen, um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben".
Bischof verteidigt Äußerungen im Kontext
Im aktuellen Interview sagte der Bischof jetzt, die Ausführungen seien "rein akademisch-theologisch" gewesen: "Die Leute haben nicht meinen Vortrag interpretiert, sondern das, was ihnen von den Medien vorgesetzt wurde." Ihm sei es um eine "pastorale Wende" bei der bevorstehenden Bischofssynode in Rom gegangen. "Wer den ganzen Abschnitt liest, kann doch nicht sagen, ich hätte die Todesstrafe gefordert", sagte Huonder weiter. Die von der Schweizer Schwulenorganisation "Pink Cross" eingereichte Strafanzeige wegen Hetze wolle er nicht kommentieren, weil es sich um ein "laufendes Verfahren" handele.
"Ich bin ein Bischof, der 100 Prozent zur Lehre der Kirche steht. Manchmal mache auch ich Fehler, dann stehe ich dazu", sagte der 73-Jährige. Huonder betonte: "Wenn der Katechismus der katholischen Kirche sagt, homosexuelle Menschen seien zur Enthaltsamkeit aufgerufen, dann ist das für mich als Bischof bindend. Es gilt für alle Bischöfe. Da bin ich nicht isoliert."
Dreiseitiger Brief an Mitarbeiter des Bistums Chur
Ebenfalls am Donnerstag verschickte Huonder einen dreiseitigen Brief an alle Priester, Diakone und Mitarbeiter des Bistums Chur. Laut dem Internetportal "kath.ch" hob der Bischof auch darin hervor, die zitierten Bibelstellen seien nicht als seine persönliche Meinung zu verstehen. In der Sache bleibe er aber dem katholischen Katechismus treu.
Die Internetseite des Bistums Chur war am Donnerstagmittag nicht erreichbar. "Seit Dienstag haben wir technische Probleme mit der Homepage", zitierte "Blick" einen Bistumssprecher. Ein Hackerangriff sei nicht ausgeschlossen.