Bischof Ipolt: Traditionelle Weihnachtsgottesdienste erhalten

Gegen "Christmette" am Nachmittag

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt wendet sich gegen einen Trend zu immer früheren Gottesdiensten an Heiligabend. Die für Kinder eingeführten Krippenfeiern dürften die Christmette nicht verdrängen, sagte Ipolt im Interview.

Christmette (dpa)
Christmette / ( dpa )

In einem Brief rief Bischof Ipolt die Seelsorger des Bistums Görlitz auf, die traditionelle Gewichtung der Weihnachtsgottesdienste nicht preiszugeben. Sie sollten aber auch besondere Feiern für kirchenferne Menschen anbieten.

KNA: Herr Bischof, an Heiligabend sind die Kirchen voll wie sonst allenfalls an Ostern. Warum rufen Sie dazu auf, das Angebot und den zeitlichen Ansatz der Gottesdienste zu überprüfen?

Ipolt: Ich sehe Entwicklungen, die vom Sinn dieses Festes wegführen. So wird der eigentlich für die Kinder eingeführte Gottesdienst am Nachmittag oft faktisch zur Hauptfeier der Gemeinde an Heiligabend. Anstelle der weniger werdenden Kinder kommen immer mehr Erwachsene. Die traditionelle Christmette in der Nacht rückt dagegen zunehmend in den Hintergrund.

KNA: Gerade zum Gottesdienst am Nachmittag kommen aber oft Menschen, die sonst kaum in der Kirche zu sehen sind...

Ipolt: Es ist natürlich erfreulich, dass auch sie kommen. Sie wollen etwas von Weihnachten hören. Sie sind aber in der Regel nicht interessiert an einer Messfeier, weil sie gerade in unserer Gegend gar nicht zur Kirche gehören. Deshalb plädiere ich dafür, für solche Menschen einen Gottesdienst in schlichter Form anzubieten, vielleicht auch mit einem anspruchsvollen Krippenspiel, das den Kern der Weihnachtsbotschaft enthält. Die festliche Eucharistiefeier sollte dann in der Nacht beziehungsweise am ersten Weihnachtstag stattfinden. Die Texte der Christmette - der Messfeier "In der heiligen Nacht" - passen überhaupt nicht für den Nachmittag, sondern sind auf die Nachtstunden abgestimmt.

KNA: Wann ist ein Krippenspiel anspruchsvoll?

Ipolt: Es muss die Botschaft von der Geburt Jesu übersetzen in unsere Zeit für Menschen, die vielleicht gar nichts davon wissen. Das kann man mit einem Krippenspiel ebenso wie mit einer Predigt. Aber nicht alle Krippenspiele sind für solche Übersetzungsarbeit geeignet. Es genügt eben nicht, nur eine rührselige Atmosphäre zu erzeugen. Der Kern der Botschaft dieses Festes darf dadurch nicht überdeckt werden. Ein Krippenspiel ist "anspruchs-voll", wenn es mit dem Anspruch Gottes, mit seinen Anliegen, in Berührung bringt.

KNA: Sie wenden sich gegen liturgiefremde Erwartungen. Was meinen Sie damit?

Ipolt: Ich denke an eine Einstellung, derzufolge sich die Gottesdienstzeiten unseren Lebensgewohnheiten anpassen müssen. Das ist meines Erachtens nicht falsch, aber es gilt nicht bei den Feiern, denen die Liturgie bewusst eine Zeit vorgibt. Viele gehen am Heiligen Abend lieber nachmittags und nicht mehr nachts in die Kirche. Ich warne aber davor, den Boden unserer christlichen Tradition zu verlassen und etwas Wesentliches preiszugeben. Zwei Mal im Jahr versammelt sich die Gemeinde nachts in der Kirche. Bei dem Einwand, dass Christmette und Osternachtfeier zu spät oder zu früh stattfinden, verweise ich gerne auf Silvester. Da kommt keiner auf die Idee, den Jahreswechsel vorab zu feiern.

KNA: Wie sollten die Gemeinden das Weihnachtsfest feiern in Zeiten, in denen sie immer mehr zu größeren Einheiten zusammengelegt werden?

Ipolt: In der Hauptkirche sollte am Nachmittag von Heiligabend ein Wortgottesdienst stattfinden, der sich vor allem an Menschen wendet, die etwas über Weihnachten erfahren wollen, die Suchende sind. Ebenfalls in der Hauptkirche sollte es in der Heiligen Nacht dann eine Christmette geben. Am ersten Feiertag sollten die Menschen auch in jeder Filialgemeinde die Möglichkeit haben, eine Eucharistiefeier zu besuchen. Durch eine solche Gottesdienstordnung wird deutlich, wo die Gewichtung liegt. Unter unseren Verhältnissen schließt das ein, dass die Gläubigen bereit sind, unterwegs zu sein und sich auch in den Nachbarort zu begeben. Ich möchte auch dazu ermutigen, Heiligabend zuhause christlich zu feiern, unter dem Christbaum und bei der Krippe. Dafür gibt das neue Gotteslob gute Anregungen.


Quelle:
KNA