Der Würzburger Bischof Franz Jung wehrt sich gegen den Vorwurf der AfD, die katholischen Bischöfe in Deutschland würden Partei-Bashing betreiben, weil sie die AfD als nicht wählbar bezeichnet haben. "Nein, das tun wir nicht. Wir haben die Auseinandersetzung auf der Sachebene gesucht.
Wir haben vom christlichen Menschenbild aus argumentiert. Daraus leiten wir eine Abgrenzung zu AfD-Positionen ab", sagte Jung der Würzburger "Main-Post" (Donnerstag). Der Partei warf er vor, damit zu kokettieren, katholische Positionen zu vertreten, um damit Wähler zu gewinnen. Auch wenn sie den Anschein erwecke, katholisch zu sein: "Die AfD ist es nicht. Definitiv nicht."
Konservative Werte sind nicht rechtsextrem
Man könne nicht das katholische Fähnlein hochheben und dann völkischen Nationalismus propagieren, erklärte der Bischof. Die AfD spiele jedoch ganz bewusst mit dem fließenden Übergang zwischen rechtskonservativ, rechtspopulistisch und rechtsextrem. Die Frage sei deshalb, wie man sich für konservative Werte, etwa für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzen könne, ohne sofort einem rechtsextremen Lager zugeordnet zu werden. Das sei eine große gesellschaftliche Herausforderung.
Eine Sache könnten die demokratischen Parteien und auch die Kirche nach den Worten von Jung allerdings von der AfD lernen, nämlich, wo man unterwegs sein müsse, um junge Menschen zu erreichen. Denn obwohl die Partei relativ wenige Mitglieder habe, habe sie eine enorm große Reichweite, "weil sie fast auf allen Kanälen unterwegs ist".
Diskussionen ohne gemeinsamer Sachebene
Der Bischof erklärte, schon mehrere Diskussionen mit AfD-Wählern oder -Vertretern gehabt zu haben. Die erste Frage sei oft, was man gegen sie habe, sie seien doch ganz normal und wollten dazugehören. Interessant werde es dann, wenn man in der Diskussion an bestimmte Punkte komme und konkret werde. "Da gibt es dann kein Weiter. Es schwierig, auf die Sachebene zu kommen."
Jung verteidigte auch die 2021 eingeführte Satzung des Bistums für Pfarrgemeinderäte, wonach als Mitglied ausgeschlossen werden könne, wer rassistische oder fremdenfeindliche Auffassungen vertrete. Man wolle keine Menschen mit extremistischen Ansichten in diesen Gremien. "Wir brauchen Menschen, die über Grenzen hinwegdenken." Damit verbunden sei aber nicht das Ansinnen, ein Denunziantentum einzuführen. Vielmehr sollten die Leute sensibilisiert werden und überlegen, "wen brauchen wir für unser Engagement"?