domradio.de: Haben Sie Verständnis für die FC-Fans, die nach dem Spiel den Platz gestürmt haben?
Koch: Ja, da habe ich Verständnis. Wenn man das verhindern will, dann muss man zu drastischen Maßnahmen greifen. Und das halte ich nicht für angemessen. Sowas hat seine Berechtigung. Ich habe das auch erlebt als Fortuna Düsseldorf aufstieg, das ging ja auch außer Rand und Band.
domradio.de: Heiner Koch ist jetzt zwar Bischof von Dresden-Meißen, aber ein Köln-Export, wenn man das so sagen darf, und großer FC-Fan. Hier in Köln war das so, dass dieser fünfte Bundesliga-Aufstieg die ganze Nacht gefeiert worden ist. Können Sie sich denken, was die Leute hier gesungen haben?
Koch: Wenn sie nur ein Lied gesungen haben, würde mich das schon wundern. Ich vermute, die haben ein Potpourri von Bläck Fööss, Höhnern und weiteren Liedern gesungen. "Nie mehr zweite Liga" bestimmt. Optimisten sind die Kölner immer, auch wenn sie schon fünfmal seit 2000 auf- und abgestiegen sind. Ich finde es toll, dass es diesen Optimismus gibt.
domradio.de: Sie als Fußballkenner: Wie realistisch ist das, nie mehr 2. Liga?
Koch: Ich habe den Eindruck, dass es jetzt viel solider angegangen wird. Ich war ja am Rosenmontagszug auf dem Wagen des Festkomitteepräsidenten, da war ja auch Jörg Schmadtke (Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln, Anm. der Red.), der sich ja auch mittel- und langfristig, also nachhaltig Gedanken macht. Da wird es jetzt natürlich ein paar geben, die sagen, Bayern München muss sich fürchten, wir kommen jetzt, ab nächster Saison sind wir die großen Triple-Sieger. Aber das halte ich für genauso unwahrscheinlich. Ich glaube aber, sie haben - auch aufgrund der guten Führung des Vereins - Chancen, etwas nachhaltig mit kleinen Schritten zu stabilisieren. Das wäre das wichtigste.
domradio.de: Helfen Sie da manchmal ein bisschen nach, indem Sie gute Gedanken schicken und ein Kerzchen anzünden?
Koch: Soweit geht`s nicht, aber gute Gedanken hab ich jeden Tag. Ich erinnere mich noch genau, als ich vor einem Jahr hier in Dresden eingeführt wurde. Ich bin samstags eingeführt worden, montags kam der 1. FC Köln zum Spiel nach Dresden, was leider Gottes jetzt ja nicht mehr passiert oder hoffentlich sehr lang nicht mehr passiert. Und ich hoffe, dass Dresden zumindest in der zweiten Liga bleibt und nicht in die dritte absteigt. Damals war es richtig spannend. Ich muss sagen, mein Herz hat damals für Köln geschlagen, das kann ich nicht leugnen.
domradio.de: Sagen Sie mal, wo waren Sie denn eigentlich gestern Abend?
Koch: Vor dem Fernseher. In Dresden. Ich hatte sogar noch zwei Kollegen, die mitgeguckt haben und meine Begeisterung nicht ganz teilen konnten. Alle Missionsversuche sind bis jetzt missglückt. Aber wir arbeiten weiter daran.
domradio.de: Sind das die Momente, wo Sie ein bisschen Heimweh kriegen?
Koch: Ja, das stimmt schon. Die Atmosphäre der Stadt, die sich so mit einem Verein identifiziert, diese ganz intensive Heimatverbundenheit, die ist schon stärker als hier in Dresden.
Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.