Bischof Koch zur bevorstehenden Landtagswahl in Sachsen

"Wählt keine Extremisten!"

Am kommenden Sonntag wird der sächsische Landtag neu gewählt. Ministerpräsident Tillich hat gute Chancen auf die Wiederwahl. Auch die NPD könnte wieder über fünf Prozent kommen. Dazu Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meißen.

Sachsen wählt einen neuen Landtag (dpa)
Sachsen wählt einen neuen Landtag / ( dpa )

domradio.de: Die Wahlbeteiligung lag ja bei der letzten Landtagswahl in Sachsen bei gerade über 50 Prozent. Haben Sie die Hoffnung, dass es dieses Mal ein bisschen anders aussieht?

Koch: Die Hoffnung hab ich, ob es dazu kommen wird, ist ziemlich ungewiss. Es gab eine lange Zeit den Eindruck, dass das  Ergebnis klar ist, so dass Viele dann sagen: Wir gehen nicht wählen. Ich weiß nicht, ob es in den letzten Tagen wieder spannend geworden ist, so dass dann doch mehr wählen gehen.

domradio.de: Wie haben Sie denn die bisherige schwarz-gelbe Regierung erlebt?

Koch: Als eine sehr stabile, solide Regierung, die sich in vielen Punkten doch sehr einig war, vor allem in Fragen der Wirtschaft und auch der Innenpolitik. Für uns als Kirche ist es sicherlich ein Unterschied, die CDU - auch wenn in der CDU-Fraktion Viele ungetauft sind - iat uns gegenüber sehr offen. Wir haben mehrere katholische Minister, die engagiert katholisch sind. Vor allem der Ministerpräsident ist praktizierender Katholik, das spürt man natürlich schon. Allerdings habe ich auch zur FDP einen guten Draht, gerade zu ihrem Vorsitzenden, auch in kritischen Fragen. Wir sprechen regelmäßig miteinander. Es ist ein faires Verhältnis.

domradio.de: Das domradio hat ja im Mai einen Gottesdienst aus Dresden mit Ihnen übertragen. In der ersten Reihe saß der Ministerpräsident Tillich. Sie haben es gesagt, er ist praktizierender Katholik. Begegnen Sie sich häufiger? Kennen Sie sich?

Koch: Ja, ich begegne ihm öfters. Ich glaube schon, dass wir uns ganz gut kennen. Ich versuche, seine Einladungen anzunehmen und er versucht, meine anzunehmen. Das ist ein reger Austausch, auch inhaltlich, und zwar nicht nur über Fragen der Kirche, auch der Politik und der Gesellschaft. Es ist sehr vertrauensvoll.

domradio.de: Sie leben ja mit der Kirche in einer Diaspora-Situation, also nur die wenigsten sind  katholisch. Können Sie trotzdem in Sachsen Ihre Meinung anbringen? Sind Ihre Predigten manchmal politisch?

Koch: Sie haben immer eine politische Dimension, der christliche Glaube ist keine Privatreligion. Aber auch in der Gesellschaft werde ich sehr stark gehört. Ich bin weitaus mehr als die vier Prozent (Anm. der Red.: Im Bistum Dresden-Meißen sind vier Prozent der Bevölkerung katholisch) medial, aber auch im politischen Gespräch, präsent. Also zum Beispiel war ich schon bei der Landtagsfraktion der CDU eingeladen, bei der FDP, ich war bei den Linken eingeladen zur Landtagsfraktion, das war ein sehr interessantes Gespräch. Ich hab schon zweimal im Landtag gesprochen, einmal zum Volkstrauertag. Und dann hat der Landtagspräsident mich gebeten, vor der letzten Sitzung des letzten Jahres, also vor der Weihnachtspause, am Beginn der Sitzung ein paar Worte zum Thema Weihnachten zu sagen. Sie merken aus dem Ganzen, dass es schon ein engerer Kontakt ist. Manchmal hab ich den Eindruck, er ist enger als in Nordrhein-Westfalen.

domradio.de: Nach jüngsten Umfragen kann auch die NPD mit einem Wiedereinzug in den Landtag rechnen. Wie denken Sie darüber?

Koch: Mich hat das erstaunt, dass die plötzlich wieder bei fünf Prozent liegen. Das ist so eine ganz eigene Situation: Rechts von der CDU, wenn man das so sagen darf, ist die AfD und dann die NPD, die ich nicht in einen Pott tun möchte, aber die nun mal rechts sind; die kommen zusammen derzeit auf zwölf Prozent. Das ist schon ganz erstaunlich. Bislang war es tendenziell eher so, dass die NPD nicht mehr drin wäre. Was dazu geführt hat, weiß hier keiner, ich jedenfalls auch nicht. Es ist möglich, dass die NPD in den sächsischen Landtag einzieht. Sicherlich wäre es für uns alle ein Problem. Der Landesbischof Bohl und ich haben zusammen ein Wort zur Wahl veröffentlicht, in dem wir auch dringend davor warnen, Extremisten zu wählen.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.

Bischof Heiner Koch im Portrait (dpa)
Bischof Heiner Koch im Portrait / ( dpa )
Quelle:
DR