Bischof Marx: Sofortiger Rückzug aus dem Irak unverantwortlich

US-Repräsentantenhaus will Truppen heimholen

Das US-Repräsentantenhaus hat ein Gesetz mit einem Zeitplan für den Truppenabzug aus dem Irak verabschiedet. Der Text bindet die Freigabe des Kriegsbudgets in Höhe von 124 Milliarden Dollar an die Bedingung, dass der Abzug der US-Truppen spätestens im Oktober beginnt. Das Weiße Haus bekräftigte unmittelbar nach dem Votum die Ablehnung der Regierung. Präsident Bush hatte bereits zuvor sein Veto angekündigt. Der katholische Bischof Reinhard Marx hält einen Rückzug der USA und ihrer Verbündeten aus dem Irak zum gegenwärtigen Zeitpunkt für "unverantwortlich".

 (DR)

Der katholische Bischof Reinhard Marx hält einen Rückzug der USA und ihrer Verbündeten aus dem Irak zum gegenwärtigen Zeitpunkt für "unverantwortlich". Forderungen nach einem sofortigen Truppenabzug seien naiv bis zynisch und suggerierten eine Lösung des Problems mit einem Schlag, sagte der Trierer Bischof der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Marx, der Vorsitzender der deutschen Kommission "Justitia et Pax" ist, argumentierte, derartige Forderungen unterschätzten die Gewalt im irakischen Alltag, "die eben nicht zuvörderst von den alliierten Kräften ausgeht".

Die USA und ihre Verbündeten müssten vielmehr mittelfristig die Voraussetzungen für einen "verantwortbaren Rückzug" schaffen, so der Bischof. In den USA drängen die Demokraten darauf, die Frist für einen Truppenabzug bis April 2008 festzulegen. Dies lehnt US-Präsident George W. Bush ab.

Es dürfe nicht sein, dass am Ende das irakische Volk den Preis für eine verheerende Politik zahlen müsse, erklärte der Trierer Bischof. Er erinnerte daran, dass hunderttausende Iraker - vor allem die Christen - das Land verließen: "Das ist eine Tragödie." Aus seiner Sicht wäre es furchtbar, wenn der Krieg einen radikalislamischen Gottesstaat hervorbringen würde und die Christen nach fast zweitausendjähriger Präsenz verschwänden. Doch genau dies vollziehe sich derzeit.

Was ist die Deutsche Kommission Justitia et Pax?
Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) ist ein "Runder Tisch" der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind. Ihr gehören mehrere Bischöfe, Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, leitende Mitarbeiter der Deutschen Bischofkonferenz und des Katholischen Büros, aus den Hilfswerken und von katholischen Organisationen sowie schließlich Experten für internationale Politik an. Träger von Justitia et Pax sind die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken.