Bischof Neymeyr verteidigt Papst-Äußerungen zur Ukraine

"Bildwort in den Mund gelegt"

Was hat Franziskus mit der "Weißen Fahne" gemeint? Seine jüngste Aussage zu Friedensverhandlungen rief viel Kritik hervor. Geht es um Kapitulation? Bischof Neymeyr sieht eine Fehlinterpretation der Papst-Worte.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr hat die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen in der Ukraine verteidigt.

"Es ist ja der Eindruck entstanden, als rufe der Papst die Ukraine zur Kapitulation auf. Allerdings ist ihm das Bildwort von der weißen Fahne vom Journalisten, der das Interview geführt hat, in den Mund gelegt worden", sagte Neymeyr am Montagabend dem Mitteldeutschen Rundfunk.

Der Papst habe das Bild dann aufgegriffen, aber in einem anderen Zusammenhang in dem Interview gesagt, dass es ihm auf Verhandlungen ankomme "und dass Kapitulation eben keine Verhandlung ist".

Papst will wohl Tür zu Russland nicht zustoßen

Mit Blick auf die vielfache Kritik, dass der Papst Russland nicht als Aggressor angesprochen habe, sagte Neymeyr: "Ich vermute, dass der Papst von dem Gedanken geleitet ist, nicht die Tür zu Russland zuzustoßen." Das sei ihm schon während der ganzen kriegerischen Auseinandersetzung wichtig. Der Bischof verwies darauf, dass Franziskus sich ja auch selbst oder seine Diplomaten als Verhandlungsführer angeboten habe.

In einem Interview hatte der Papst der Ukraine "Mut zur Weißen Fahne" und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt. Viele verstanden dies als einen Aufruf zur Kapitulation.

Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte später, Franziskus habe "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben" wollen. Die Papstworte sorgten international für viel Kritik und nur wenig Zustimmung.

Vatikan erläutert Papstwort zur "Weißen Flagge" für die Ukraine

Der Vatikan hat versucht, umstrittene Äußerungen des Papstes zu einem Verhandlungsfrieden im russisch-ukrainischen Krieg einzuordnen. Das zum Heiligen Stuhl gehörende Online-Portal Vatican News verbreitete in mehreren Sprachen, darunter auch auf Ukrainisch, einen Bericht über eine entsprechende Erklärung von Vatikansprecher Matteo Bruni.

Darin heißt es, Bruni habe auf Nachfrage gegenüber Journalisten präzisiert, dass der Papst mit seinen jüngst veröffentlichten Worten zur Ukraine "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben wollte".

Papst Franziskus / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
KNA