Bischof Overbeck über den Weltjugendtag

"Es geht um die Stärkung im Glauben"

Aus dem Bistum Essen ist Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mit einer Pilgergruppe nach Rio de Janeiro gereist. Im domradio.de-Interview spricht er üner seine Eindrücke und Erwartungen.

Bischof Overbeck mit Pilgern in Rio  (DR)
Bischof Overbeck mit Pilgern in Rio / ( DR )

domradio.de: Herr Bischof, das Motto des WJT lautet: Gehet und macht zu Jüngern alle Völker der Erde! Wie können, wie sollen junge Leute das in ihrem Alltag umsetzen?
Bischof Overbeck: Die Logik der Katechesen der drei Tage zeigt, wie das gehen kann. Die Katechese fragt nach dem Durst, den Menschen haben. Jeder, der anderen zeigen soll, wie es einen Weg zu Jesus, zu unserem lebendigen Gott gibt, an den wir Christen glauben, muss selbst Durst nach diesem Gott haben und selbst auch begriffen haben, dass Gott Durst nach uns hat. Und diese Form der Sehnsucht ist der erste Schritt. Der zweite und der dritte Schritt bestehen dann darin, sich inhaltlich klarzumachen, was das eigentlich heißt, einen solchen Schritt der Sehnsucht im Leben zu tun und den dann in Jesus erfüllt zu sehen. Und von daher gesehen dann einfach zu den Menschen zu gehen. Das ist eine Bewegung mit ganz viel Dynamik, die angestoßen wird, die allerdings immer beim einzelnen anfängt und sich dann zur Gemeinschaft hinbewegen kann.

domradio.de: Ein lateinamerikanischer Papst zu Besuch auf dem katholischen Kontinent – ist das ein Glücksfall für die katholische Kirche?
Bischof Overbeck: Das ist auf jeden Fall ein Ereignis, das viele sehr bewegt und noch einmal deutlich macht, dass die katholische Kirche in der Tat Weltkirche geworden ist. Und sicherlich: Wir hatten gerade nach der Ankunft des Papstes am Montag hochgehende Emotionen bei den Lateinamerikanern, ganz gleich aus welchem Land sie auch kommen, und zwar im positiven Sinne. Es zeigt noch einmal die Begeisterungsfähigkeit der Kirche, aber auch, was Zusammengehörigkeit bedeutet.

domradio.de: Der lateinamerikanische Papst kommt in das größte katholische Land der Erde. Aber auch die katholische Kirche hier steht vor großen Herausforderungen: Die Zahl der brasilianischen Katholiken sinkt, immer mehr Menschen wenden sich den Freikirchen, den Pfingstkirchen zu. Hat die Katholische Kirche etwas falsch gemacht?
Bischof Overbeck: Die Katholische Kirche befindet sich in Veränderungsprozessen, wie sie für alle großen gesellschaftlichen Formationen gelten. Und das auch heute: Die Stärke der Katholische Kirche ist ihre Institutionalisierung. Das ist neu zusammenzubringen mit dem sehnsüchtigen Warten und Suchen nach Charismatischem in der Welt und in der Kirche. Überall wo sie das lebt, ist sie gut aufgestellt und kann sich neu nach vorn öffnen, d.h. vor allem noch einmal einfacher zu werden, sich mehr an die Substanz des Evangeliums selbst zu halten und auch zu wissen: Alles was geschichtlich geworden ist, kann sich auch geschichtlich verändern. Und in einer solchen Phase befinden wir uns wie alle Weltgesellschaften, egal in welchem Teil der Erde dieser Prozess unter verschiedenen Bedingungen natürlich zu absolvieren ist. Ich merke hier in Brasilien, dass die Kirch überall dort stark ist, wo sie die Gefühle der Menschen berühren kann, wo sie die Gaben der Menschen im Einzelnen wahrnimmt und ernstnimmt und wo sie sich als verlässlich zeigt, vor allem auch den Armen gegenüber.

domradio.de: Der WJT ist ein echtes Großevent, steht in einer Reihe mit der Fußball-WM und den Olympischen Spielen. Sehen Sie das in erster Linie positiv oder kann das auch problematisch sein, weil solche Megaevents vielleicht den eigentlichen Sinn in den Hintergrund rücken lassen könnten?
Bischof Overbeck: Mit jedem großen und kleinen Event kann das geschehen. Hier muss deutlich werden, dass es um eine Stärkung im Glauben geht. Das ist das Erste und Wichtigste. Und zweitens geht es um eine Erfahrung von Welt, in der die Kirche eine wichtige Rolle spielt. Und drittens die Glaubensstärke des Einzelnen liegt nie beim Einzelnen, sondern hängt auch immer davon ab, wie sehr er in Gemeinschaft eingebunden ist. Und was, wenn nicht Gemeinschaft, erleben wir hier!?

domradio.de: Wenn die jungen Leute nach ein oder zwei Wochen nach Hause reisen, was wünschen Sie sich, sollen die mitnehmen?
Bischof Overbeck: Ein großes Selbstbewusstsein und viel Stolz, zur Katholischen Kirchen zu gehören. Und eine Menge Freude, dass katholische Glaubensleben auch bei anderen zu sehen, und dadurch Kraft für den Alltag zuhause zu finden. Und ganz viel Mut, die nächsten Schritte zu tun, da wir innerhalb dieser Welt vor ähnlichen Problemen stehen, die wir je nach Mentalität, Geschichte und jeweiligen Zeitumständen anders bewältigen. Aber die uns positiv zeigen können: Wir gehen einen guten Weg nach vorn!

 


Quelle:
DR