DOMRADIO.DE: Was ist Ihre Bilanz der Dortmunder Regionalkonferenz?
Franz-Josef Overbeck (Bischof von Essen): Es hat sich gezeigt, dass die Corona-Pandemie ein "Brandbeschleuniger" für viele Perspektiven kirchlichen, aber auch gesellschaftlichen Lebens ist, die sich verändern. Und bei den Themen der Foren, die sich mit der Frage und Rolle der Frau in der Kirche auf allen Ebenen, aber auch der Sexualmoral und den Beziehungen von Menschen beschäftigen, haben auch gezeigt, dass hier ein großer Gesprächsbedarf ist. Wir haben heute sehr sachlich und ziemlich unaufgeregt diskutiert und waren sehr darum bemüht, menschennah zu argumentieren und zugleich die lange Tradition der Kirche nicht zu vergessen.
DOMRADIO.DE: Im Bereich der Sexualmoral scheint es fast unmöglich, da im Laufe des Wegs einen Konsens zu finden.
Overbeck: Es gibt das Gebot, eine konstsruktive Konfliktkultur zu entwickeln. Ich glaube, wir können zu einem Ergebnis kommen, das von der Mehrheit getragen wird. Es gehört im besten Sinne synodaler Struktur dazu, dass es dann Minderheitensvoten gibt. Das ist sehr realistisch und zeigt aber auch den Spannungsbogen, in dem wir stehen und wo wir unter heutigen Bedingungen auch deutlich sagen müssen: Die Welten haben sich ein wenig verändert. Auch im kirchlichen Bereich gehört das zur Ehrlichkeit und Redlichkeit und Transparenz heutiger Werte.
DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie sich mit für das Forum "Macht in der Kirche", für das Sie ja mitverantwortlich sind?
Overbeck: Bedeutsam ist, dass auch die anderen Foren darüber nachdenken, erstens ziemlich grundsätzlich zu argumentieren, das aber nicht so ausführlich zu halten und in einem zweiten Teil praktisch zu werden, nämlich dass in allen Bereichen deutlich gemacht wurde, wo die nächsten Schritte sind, die wir gehen können, und die zu formulieren und möglichst konsensual aufzusetzen. Das ist unser Bemühen.
Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.