Bischof Overbeck zur Adveniat-Weihnachtsaktion

"Ich sage immer: Gebt viel!"

"Wir helfen, dass Würde wachsen kann", sagt Bischof Franz-Josef Overbeck als Vorsitzender der Bischöflichen Kommission von Adveniat zur diesjährigen Weihnachtsaktion, die am Sonntag feierlich eröffnet wurde.

Paderborner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Paderborner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: "Faire Arbeit. Würde. Helfen." ist das Motto der diesjährigen Weihnachtsaktion von Adveniat: Worum geht es dabei?

Bischof Franz-Josef Overbeck (Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat): Es geht jedes Jahr darum, dass wir als katholische Kirche den Menschen in Lateinamerika und der Karibik mit dem, was wir geben können, helfen. Es geht darum, selber ein glaubwürdiges Zeugnis für unser Leben als Christen in der Welt abzugeben.

Wir wissen, dass Arbeitsumstände zu einem menschlichen Leben verhelfen, wenn sie gut und fair sind. Dafür braucht es gerechte Löhne, sichere Arbeitsplätze und angemessene Arbeitsbedingungen. Das hat auch etwas mit der Würde des Menschen zu tun und da zu sagen: "Wir helfen, dass Würde wachsen kann". Das ist eine wichtige Aufgabe von Adveniat und eines der zentralen Anliegen der katholischen Kirche.

DOMRADIO.DE: Als Ruhrbischof erleben Sie hautnah mit, dass immer mehr Menschen nicht von ihrem Lohn ihren Lebensunterhalt bestreiten können, aufstocken müssen, in prekären Verhältnissen leben. Was bedeutet das für Menschen?

Overbeck: Es ist wichtig und ich setze mich unermüdlich dafür ein, dass Menschen von dem, was sie erwirtschaften, auch würdig leben können. Wenn jemand den ganzen Monat arbeitet, muss am Ende auch so viel dabei rauskommen, dass es für diese Person und die Menschen, mit denen sie zusammen lebt, die Familien, reicht.

Wir können bei uns im Ruhrgebiet an manchen Stellen sehen, dass das alles nicht ausreicht, und dass es an anderen Stellen sehr viel – manchmal zu viel – gibt. Und wenn wir als Kirche dafür eintreten, dass Gerechtigkeit verwirklicht wird, dann braucht es dafür auch faire Arbeitsverhältnisse. Es bedeutet, den Menschen zu mehr Würde zu verhelfen. Dafür steht Adveniat in diesem Jahr besonders ein.

DOMRADIO.DE: Sie sind immer wieder in Lateinamerika unterwegs, welche Lebensumstände sind Ihnen da begegnet, wo es an einem würdigen Leben mangelt?

Overbeck: Bei so einem großen Kontinent sind die Bedingungen natürlich sehr unterschiedlich, aber ich denke zum Beispiel an Landarbeiter, die auf riesigen Feldern für einen Hungerlohn arbeiten müssen. Oder an die Menschen, die in den Favelas versuchen, sich mit kleinsten Tätigkeiten überhaupt ein Leben zu verdienen. Ich denke an die Großstädte, wo Hunderttausende als Taxifahrer, Busfahrer, Straßenfeger oder Händler arbeiten. Und dann weiß ich, dass es gut ist, sich für faire Arbeitsbedingungen und ein Leben in Würde einzusetzen.

DOMRADIO.DE: Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutz, gerechter Lohn – das sind klassischerweise die Themen der Gewerkschaften. Warum engagiert sich Kirche in dem Bereich nun auch?

Overbeck: Das war schon ein Thema der Kirche, bevor es Gewerkschaften überhaupt gab. Die Kirche tut das, was zu ihrem Grundauftrag gehört, nämlich für Gerechtigkeit und Solidarität einzustehen, und das wird eben vor allem deutlich in den Arbeitsbedingungen der Menschen. Aber natürlich gibt es immer Schnittmengen mit anderen gesellschaftlichen und politischen Gruppen, aber gemeinsame für Ziele einzustehen, ist doch sinnvoll und stärkt.

DOMRADIO.DE: Die Weihnachtskollekte ist traditionell für Adveniat, das Lateinamerikahilfswerk der deutschen Katholiken, deren Vorsitzender Sie sind. Was ist Ihr Appell an die Menschen?

Overbeck: Ich sage immer: "Gebt viel, wenn Ihr könnt! Und wenn Ihr wenig gebt, dann bin ich mir sicher, Ihr habt auch viel gegeben. Vielen Dank für alles, was Ihr spendet!"

Das Interview führte Ina Rottscheidt.


Quelle:
DR
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