Neuerdings müsse jede Messe mindestens drei Tage im Voraus angemeldet und das Eintrittsgeld für das als Museum genutzte Gotteshaus entrichtet werden, sagte Padovese dem italienischen bischöflichen Pressedienst SIR am Freitag. Diese Praxis bedeute eine «fehlende Anerkennung eines Rechts auf Religions- und Kultfreiheit».
Während des unlängst zu Ende gegangenen Paulus-Gedenkjahrs hatten die türkischen Behörden christlichen Besuchern der mittelalterlichen Kirche in der Geburtsstadt des Apostels gewisse Zugeständnisse eingeräumt. Dazu zählte die Möglichkeit, Gottesdienste zu feiern und einige liturgische Gegenstände - etwa ein Kreuz - in dem Gebäude zu lassen. Nach intensiven Verhandlungen, an denen sich unter anderem die deutsche Botschaft in Ankara beteiligte, hatten die Stadt Tarsus als Besitzerin der Museumskirche sowie Regierungsvertreter zugesichert, die Nutzungskonditionen würden auch nach dem Ende des Paulusjahrs am 29. Juni bestehen bleiben.
Padovese bemängelte, ohne Anmeldung bei der Museumsdirektion sei jetzt überhaupt kein Gottesdienst mehr möglich. Falls die Messen den Besichtigungsbetrieb störten, müssten sie abgekürzt werden. «Die Situation hat sich verschlechtert», sagte der Bischof. Offensichtlich würden die Schrauben in dieser Angelegenheit wieder angezogen. Die Kirche sei somit wieder zum Museum gemacht worden, kommentierte Kardinal Meisner. Es gelte wieder die gleiche Praxis wie für alle anderen Orte der Türkei, in denen gelegentlich christliche Gottesdienste erlaubt werden. Dagegen protestiert der Kölner Erzbischof aufs deutlichste. Wo die Religionsfreiheit so massiv verletzt werde, dort müsse man sich letzten Endes auch ernsthaft um die anderen Menschenrechte sorgen.
Bitte um eine deutliches Zeichen der msulimischen Verbände
Weiter betonte der Kölner Kardinal, es sei nun zu hoffen, dass die türkischen Mitbürger in Deutschland, namentlich die muslimischen Organisationen, aufgrund ihrer großzügigen Behandlung hier zu Lande, etwa beim Bau von Moscheen, in ihrem Ursprungsland ein Wort der Fürsprache für die Christen einlegen. „Ich bitte ausdrücklich um ein deutliches und hörbares Zeichen", sagte Kardinal Meisner.
Noch im Juni hatte Meisner sich hoffnungsvoll geäußert und nach einem Türkeibesuch auf einen Konsens mit türkischen Behörden verwiesen. Auch aus Ankara sei sein Anliegen einer gelockerten gottesdienstlichen Nutzung der Kirche positiv beschieden worden, hatte er gesagt. Eine entsprechende Zusage hatte der türkische Staatsminister für die Belange der Auslandstürken, Mustafa Sait Yazicioglu, einer deutschen Delegation in Ankara gegeben, wie die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), mitgeteilt hatte. Demnach sollte auch ein neben der Kirche gelegenes Gebäude als Gästehaus für christliche Pilger genutzt werden dürfen.
Tarsus ist der Geburtsort des Apostels Paulus. An seinen Geburtstag vor 2.000 Jahren erinnerte die katholische Kirche mit dem Paulusjahr. Die Kirche war 1943 vom türkischen Staat beschlagnahmt und später als Militärlager genutzt worden. Seit einigen Jahren dient das Kirchengebäude als Museum, Gottesdienste waren nur nach Absprache mit der Museumsleitung möglich. In der vom Islam dominierten Türkei sind Christen bei der Ausübung ihrer Religion häufig benachteiligt.
Bischof Padovese und Kardinal Meisner enttäuscht über Türkei und nichteingehaltene Versprechen
"Unwürdige Behandlung"
Der Vorsitzende der Türkischen Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese, und der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner haben sich enttäuscht über neue behördliche Beschränkungen für Gottesdienste in der Paulus-Kirche in Tarsus geäußert. Die Versprechungen von höchster Stelle bis in die lokale Ebene seien nicht eingehalten worden, erklärte Kardinal Meisner gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und sprach von einer unwürdigen Behandlung.
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