Bischof Reinelt zu Gewalt in Stadien: Problem der ganzen europäischen Jugend

"Man will einfach die angesammelte Wut aus sich heraus prügeln"

60 Fußballspiele wurden in Sachsen für das Wochenende abgesagt: Damit setzt der Präsident des deutschen Fußballs ein deutliches Signal im Kampf gegen Randale in Stadien. Nach den schweren Krawallen am Rande eines Pokalspiels des sächsischen Fußball-Bezirksligisten 1. FC Lok Leipzig am Wochenende wird mittlerweile gegen sieben mutmaßliche Täter ermittelt. Ihnen wird unter anderem schwerer Landfriedensbruch und schwere Körperverletzung vorgeworfen. Internetaufrufe in der rechtsradikalen Szene rufen zum Nachahmen der Gewaltszenen auf, die sich nach dem Fußballspiel Catania-Palermo in Italien abgespielt hatten.
Bischof Reinelt aus Dresden über das Problem gewalttätiger Fans in Ostdeutschland.

 (DR)

Nach jüngsten Schätzungen beläuft sich der Sachschaden an der Polizeiausrüstung auf rund 56.000 Euro. Hinzu kommen Schäden unter anderem an Privatautos und Bus-Haltestellen von rund 15.000 Euro.

Der Verein Lok Leipzig kündigte am Mittwoch an, dass die Mannschaft erneute Ausschreitungen in ihrem Stadion unbedingt verhindern wolle. Das Team werde "bei nochmaligem Aufmarsch" von Gewalttätern «geschlossen das Spielfeld verlassen", teilten Verein und Mannschaft mit. Zugleich kündigte die Mannschaft an, sich am Freitag bei der Polizeidirektion Leipzig ausdrücklich für die Vorfälle vom vergangenen Wochenende zu entschuldigen.

Bei den Krawallen im Umfeld des Landesliga-Pokalspiels Lok Leipzig gegen Erzgebirge Aue II waren am Samstag 39 Polizisten verletzt worden. Rund 300 Hooligans hatten sich Straßenschlachten mit den Beamten geliefert und wurden dabei laut Polizei von rund 500 applaudierenden Fans angestachelt.

Bischof Reinelt: Jugend ist relativ allein mit ihren bedrängenden Problemen
Der Dresdner Bischof Reinelt sieht das Problem nicht etwa auf Deutschland oder gar Ostdeutschland beschränkt: "Die ganze europäische Jugend ist relativ allein mit ihren bedrängenden Problemen. Dann kommen Situationen, in denen die, die tatsächlich einsam sind, um sich schlagen. Da werden politische Anlässe genutzt oder eben auch sportliche. Man will einfach die angesammelte Wut aus sich heraus prügeln."

Bischof Reinelt will das Problem in seiner Diözese offensiv angehen: Hier ist Soforthilfe gefragt. Da hat er auch schon einige Ideen: "Wir werden immer mehr die Projekte Jugendkirche hier im Osten entwickeln. Ich habe sehr große Bereitschaft bei einigen Pfarreien gefunden. Ich denke, das könnte sehr wirksam sein, wenn man jungen Menschen zeigt, dass das Leben wieder Sinn macht, dass man eine klare Zielstellung hat, dass man weiß woher man kommt und wohin man geht. Die Botschaft ist natürlich gerade: Schenkt euch die Liebe, die euch Gott nahe bringt oder noch besser: 'Lasst euch die Liebe Gottes schenken' und ihr werdet glücklich. Und Glück ist das Fundament für eine gute Familie."