Bischof Voderholzers Bedenken zum Synodalen Weg bleiben

Mehr über die Kernbotschaft reden

Regensburgs Bischof Voderholzer hat sich erneut kritisch zum Reformprojekt Synodaler Weg geäußert. Außerdem erklärte er, warum "konservativ" für ihn ein Ehrentitel ist und wie er über die evangelische Missbrauchsstudie denkt.

Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, und Ansgar Puff, Weihbischof in Köln, bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 20. Februar 2024 in Augsburg. / © Harald Oppitz (KNA)
Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, und Ansgar Puff, Weihbischof in Köln, bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 20. Februar 2024 in Augsburg. / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat sich erneut kritisch zum deutschen Reformprojekt Synodaler Weg geäußert. Seine Bedenken diesbezüglich hätten sich durch die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie in der evangelischen Kirche bestätigt, sagte Voderholzer in einem Interview der aktuellen Ausgabe der "Katholischen SonntagsZeitung für das Bistum Regensburg". 

Damit meine er nicht, dass die Ergebnisse die katholische Kirche entlasteten: "Es besteht überhaupt kein Grund, nachzulassen mit unseren Bemühungen um Aufarbeitung und Prävention."

Der Bischof erinnerte vielmehr daran, dass die Grundlagen des Synodalen Weges die Konsequenzen aus der MHG-Studie mit Bezugnahme auf "angebliche systemische Ursachen in der katholischen Kirche" seien. Von solchen könne man jedoch erst sprechen, wenn man eine Institution zum Vergleich habe: "Jetzt haben wir mit der evangelischen Kirche partiell die Möglichkeit eines Institutionenvergleichs."

Begrüßt Dunkelfeldstudie

Voderholzer begrüßte das Vorhaben des Mannheimer Psychiaters Harald Dreßing, eine Dunkelfeldstudie durchzuführen. Bei dieser sollen alle gesellschaftlichen Gruppen betrachtet werden, um so auf einer breiten Basis die eigentlichen Ursachen des sexuellen Missbrauchs ergründen zu können.

Das werde den Betroffenen wirklich nachhaltig helfen, zeigte sich der Bischof überzeugt und fügte hinzu: "Wir haben die Opferperspektive in einem schmerzlichen Prozess einzunehmen gelernt. Wir müssen all die Debatten aus ideologischen Grabenkämpfen herausholen, damit wirklich den Menschen gedient ist."

"Viele andere Themen aufdrängen lassen"

Außerdem bekomme Voderholzer nach eigenen Worten immer wieder mal von Menschen gespiegelt, dass in der Kirche zu wenig über die Kernbotschaft geredet werde. "Vielleicht haben wir auch viel zu viele andere Themen uns aufdrängen lassen, die sicher nicht unwichtig sind", sagte er.

Die Kritik komme teils von Leuten, "die von der Kirche bis jetzt gar nicht viel mitbekommen haben". Sie entdeckten, dass es dort nicht in erster Linie um Moral und Vorschriften gehe, sondern um eine Antwort auf die letzten Fragen des Menschen.

Klare Botschaft vom Wirken Gottes

Untersuchungen zeigten, dass heute einer großen Zahl von Menschen nichts abgehe, wenn sie keinen Herrgott und keine Kirche hätten, räumte der Bischof ein. "Demgegenüber haben wir ganz klar die Botschaft vom Wirken Gottes in Tod und Auferstehung Jesu Christi, aber auch in jedem Einzelnen von uns zu bezeugen, ob es ankommt oder nicht." 

Empirisch möge sich weder beweisen noch widerlegen lassen, ob der Mensch von Natur aus religiös sei. "Anderseits lässt die Begegnung mit dem Tod doch immer wieder die letzten Fragen nach dem Sinn des Lebens aufbrechen; auch dort, wo sie zuvor für sinnlos erklärt wurden", so Voderholzer.

"Ehrentitel oder Kompliment"

Auf die Frage, ob es ihn verletzte, wiederholt als konservativer Buhmann abgestempelt zu werden, erklärte er, schon immer versucht zu haben, sich mit seinem geistlichen Leben von solchen Einschätzungen unabhängig zu machen.

"Den Begriff konservativ kann ich auch als Ehrentitel oder sogar als Kompliment annehmen. Zumindest in der Ökologie haben wir gelernt, dass unsere Schöpfung Bewahrung braucht."

Theologen: Synodaler Weg muss tiefgehende Probleme mehr beachten

Aktuelle katholische Reformfragen müssen sich aus Sicht der Theologen Karl-Heinz Menke und Magnus Striet stärker auf grundlegende Probleme fokussieren. "Es geht um die Frage, welches Menschenrecht, welche Vorstellung von Freiheit darf im Raum der katholischen Kirche sein? Das ist der entscheidende Punkt", sagte Striet am Dienstagabend in der Universität Bonn bei einer Debatte zum Reformprozess der katholischen Kirche, dem Synodalen Weg. Es habe Gründe, dass der Vatikan die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen bis heute nicht unterzeichnet hat.

Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong (DR)
Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong ( DR )
Quelle:
KNA