Die Mosaike des umstrittenen Jesuiten-Künstlers Marko Rupnik im französischen Pilgerort Lourdes werden vorerst nicht von der Basilika entfernt.
Zwar sei er davon überzeugt, dass sie eines Tages weg müssten, sagte der zuständige Bischof von Lourdes, Jean-Marc Micas, der französischen Zeitung "La Croix" (Dienstagabend Online). Bis dahin werde man sie in einem ersten Schritt nicht mehr hervorheben, wie dies bisher etwa durch eine Beleuchtung bei der abendlichen Marienprozession geschehen sei.
Micas verwies darauf, dass es möglich sei, die Mosaike zu entfernen ohne sie zu zerstören. Sie seien nicht direkt an die Mauern der Basilika geklebt, sondern so installiert worden, dass man sie abnehmen könne.
Vorausgegangen war seinem Beschluss die Einsetzung einer Arbeitsgruppe im April 2023, die über den Fortbestand der Kunstwerke an der Fassade der Rosenkranzbasilika beraten sollte. Die Gruppe sollte ihm bei der Entscheidung helfen, die er als Bischof zu treffen habe, betonte Micas damals.
Der renommierte slowenische Künstler Rupnik war wegen diverser Vorwürfe sexueller Belästigung und geistlichen Missbrauchs in Verruf geraten. Der Jesuitenorden und der Vatikan haben ihn mit Strafmaßnahmen belegt. Damit steht auch Rupniks religiöses Werk in der Diskussion. In Lourdes war Rupnik beauftragt worden, zum 150.
Jahrestag der dortigen Marienerscheinungen 2008 Mosaike zum Thema Rosenkranz für die Fassade der Basilika anzufertigen.
"Lourdes muss für Betroffene Ort des Trostes sein"
Micas betonte, man sei sich einig gewesen, dass Lourdes weiterhin ein Ort des Trostes und der Heilung für Betroffene von Missbrauch sein müsse. Allerdings sei die Arbeitsgruppe geteilter Meinung über die Entfernung der Mosaike gewesen.
Die Befürworter hätten betont, dass künstlerische oder wirtschaftliche Erwägungen nicht wichtiger sein dürften als die Fürsorge für Missbrauchsbetroffene. Die Gegner hätten darauf verwiesen, dass Traumata der Opfer durch die Zerstörung der Erinnerungen an die Übergriffe nicht geheilt werden könnten und man das Werk von der Person des Künstlers trennen müsse.
Für ihn persönlich sei entscheidend gewesen, dass die Mosaike für Betroffene ein Hindernis für einen Lourdes-Besuch darstellen könnten.
Problematisch sei die Allgegenwart der Werke, sie seien unübersehbar. Lourdes sei ein Ort der Barmherzigkeit, an dem die vom Leben und der Kirche Verletzten an erster Stelle stehen müssten, so Micas. An die Betroffenen gerichtet betonte er, ihr Leben und ihre Persönlichkeit seien "unendlich viel wertvoller" als das schönste Kunstwerk.
Betroffene fordern weitere Schritte
Eine Gruppe von betroffenen Frauen, die von der italienischen Anwältin Laura Sgro vertreten werden, begrüßte die Entscheidung, forderte zugleich jedoch weitere Schritte.
Auch wenn die Mosaike in den Abendstunden nicht mehr beleuchtet würden, seien sie tagsüber weiterhin sichtbar und schürten das Befremden der Gläubigen und das Gefühl des Schmerzes der Opfer, hieß es in einer Stellungnahme von Mittwoch. Die Betroffenen seien bereit, sich mit Bischof Micas zu treffen, um gemeinsam über ein geeignetes Vorgehen zu beraten.