Bischof Wiesemann zur Renovabis-Pfingstaktion

"Wir lassen Euch nicht allein"

Renovabis nimmt mit der Pfingstaktion 2016 die Sorgen junger Menschen in Mittel- und Osteuropa in den Blick. Eröffnet wird die Aktion vom Speyerer Bischof Wiesemann. Ein domradio.de-Interview über die Kraft der Glaubensgemeinschaft.

Renovabis-Pfingstaktion 2016 / © Renovabis (Ren)
Renovabis-Pfingstaktion 2016 / © Renovabis ( Ren )

domradio.de: Wie stark ist Ihre Beziehung zu Renovabis?

Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Bischof von Speyer und Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz): Als Bischöfe haben wir dieses Hilfswerk, um gerade die Länder im Osten in den Blick zu nehmen, wo es ganz wichtig ist, dass gerade auch die jungen Menschen Perspektiven bekommen. Das ist uns ein Anliegen. 

domradio.de: Als Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist Ihnen dieses Thema ja wie auf den Leib geschnitten...

Wiesemann: Es ist jedenfalls ein Grundanliegen, das wir auch hier haben. Wir haben etwa den Josefstag vom BDKJ, an dem wir immer auf benachteiligte junge Menschen hinweisen und schauen: Wie können die besser an unserer Gesellschaft teilhaben? Was ist wichtig für Bildung, Ausbildung, Arbeitsplätze? Es ist aber eben auch gut, den Blick über unser Land hinweg zu weiten. Wir sehen ja insgesamt in Europa ganz viele Probleme für junge Menschen. Aber der Osten ist noch einmal besonders schwierig. Ich bin ja auch in Polen gewesen und an anderen Stellen in Europa, habe mit jungen Menschen gesprochen - gerade auch mit Blick auf den Weltjugendtag, der in Krakau sein wird. Deshalb kenne ich die Bedürfnisse und Sorgen der jungen Menschen dort.

domradio.de: Welche Lösungen kann denn die katholische Kirche in Deutschland für chancenlose Jugendliche in Osteuropa anbieten? 

Wiesemann: Erstmal ist es ja ganz wichtig, auf die Situation aufmerksam zu machen. Es ist sehr wichtig zu zeigen, wie bedeutend Bildung und Familienunterstützung sind oder auch, dass junge Menschen berufliche Perspektiven bekommen, damit sie nicht abwandern. Die Länder brauchen die jungen Menschen. Wir wollen erstmal auf die Situation aufmerksam machen, aber natürlich auch in dem Rahmen, in dem wir können, konkrete Projekte anschieben.

domradio.de: Wie sieht es denn in Deutschland aus? Wir engagiert sich die katholische Kirche hier für chancenlose Jugendliche?

Wiesemann: Sehr konkret! Wir haben ja auch unsere verschiedenen Arme dafür - Kolping zum Beispiel, mit vielen Ausbildungsstätten. Wir sind in der Politik mit dabei, um immer wieder deutlich machen, dass die jungen Menschen selbst auch über ihre Zukunft mitentscheiden müssen. Wir sind in vielen Bereichen ganz konkret vor Ort. Vor kurzem waren wir in einer Gartenbau-Ausbildungsstätte in der Nähe von München, beim Josefstag. Das Angebot richtet sich vor allem an die jungen Menschen, die in unserer Gesellschaft oftmals so bewertet werden, als ob man sie gar nicht mehr richtig integrieren kann, weil sie vielleicht in ihrer Biografie schon etwas ziemlich Schweres zu ertragen hatten und dann aus der Bahn geworfen sind, die Ausbildung nicht geschafft haben oder ähnliche Dinge. Sie haben es vielleicht nicht mehr richtig geschafft, in einen guten Rhythmus im Leben zu kommen, weil ihnen die Vertrauenspersonen gefehlt haben - Menschen, die sie an die Hand genommen haben. Wir haben bei uns einen zweiten und dritten Arbeitsmarkt. Wir haben bei uns Möglichkeiten zur Wiedereingliederung. Da sind wir als Kirche mittendrin.

domradio.de: Die katholische Kirche befindet sich ja gerade auf der Zielgeraden zum anstehenden Weltjugendtag in Krakau Ende Juli. Welche Signale und welche Zuversicht gehen von Krakau für die Jugendlichen aus? 

Wiesemann: Krakau ist ein großes Glaubenstreffen von jungen Menschen, und das ist auch etwas sehr wichtiges; dass junge Menschen sich in einer großen Gemeinschaft des Glaubens auch gefestigt sehen, dass sie spüren: "Ich bin nicht alleine." Viele junge Menschen fühlen sich ja alleingelassen. Eine solche große Glaubensgemeinschaft kann helfen, jungen Menschen Mut zu machen, damit sie merken: "Ich bin vernetzt. Da sind andere, denen ist mein Schicksal nicht gleichgültig." Wir sind alle Kinder des einen Vaters im Himmel und gemeinsam versuchen wir, das Anlitz dieser Welt ein Stückchen zu verändern. Von daher ist das erstmal eine Riesen-Ermutigung für junge Menschen. Gerade den jungen Leuten, die aus Ländern mit politisch schwierigen Situationen nach Krakau kommen - etwa aus der Ukraine - wollen wir zeigen: Wir lassen euch nicht allein. 

domradio.de: Was versprechen Sie sich von der Eröffnung?

Wiesemann: Einen ermutigenden Auftakt, der die Situation von jungen Menschen gerade im Osten deutlich macht und ihnen auch Perspektiven aufweist. Ich hoffe, dass wir einen begeisternden Gottesdienst feiern können, dass wir spüren, dass es eine große Glaubensgemeinschaft ist, damit wir die Perspektiven junger Menschen auch weiterentwickeln können.

Das Interview führte Bernd Knopp.


Quelle:
DR