Bischof will auch Kirchenferne in Dialog einbeziehen

"Wir sind keine Volkskirche mehr"

Das Bistum Essen will die Katholiken des Bistums in einen Gesprächsprozess über die Zukunft der Kirche, über Strukturveränderungen und die Missbrauchsfälle einbinden. Unter dem Motto "Zukunft auf Katholisch" seien Katholiken eingeladen, Fragen zu stellen, Ideen und Meinungen einzubringen und eigene Dialogprojekte zu entwickeln, kündigte Bischof Franz-Josef Overbeck am Freitag an.

 (DR)

In den Dialogprozess über die Zukunft der Kirche sollen nach Ansicht Overbecks auch Kirchenferne einbezogen werden. "Lassen Sie uns auch in Verbindung treten mit der Welt um uns herum, mit den Menschen, die ein sehr distanziertes oder gar kein Verhältnis zur Kirche haben", schreibt Overbeck in seinem Hirtenwort zum Dialogprozess.



Darin bekundet Overbeck die Hoffnung, dass in dem Dialog auf allen Bistumsebenen Wege gefunden werden, um eine in Teilen spürbare Lähmung und Resignation in der Kirche zu überwinden. "Wir befinden uns in unserer Kirche zweifellos in einer Krise", betont der Bischof. In solchen Zeiten gebe es keine einfachen Antworten und schnelle Lösungen. "Geschichtliche Entwicklungen können wir nicht zurückschrauben. Wir werden lernen müssen, mit vielem, was unabänderlich ist, zu leben", so Overbeck.



Nach dem Missbrauchsskandal hat die Deutsche Bischofskonferenz eine Dialoginitiative über die Zukunft der Kirche gestartet. Dazu soll es bis zum Jahr 2015 kirchliche Kongresse, Großveranstaltungen und Dialogmöglichkeiten geben. Eine Auftaktveranstaltung ist für den 8. und 9. Juli in Mannheim vorgesehen.



Ende einer kirchengeschichtlichen Epoche

Die strukturellen Umbrüche wertet der Ruhrbischof als äußeres Zeichen für das Ende einer kirchengeschichtlichen Epoche: "Wir sind keine Volkskirche mehr." Die Katholiken müssten sich darauf einstellen, eine gesellschaftliche Gruppe unter anderen zu sein. Das bedeute "weiterhin viele schmerzliche Verluste und Abschiede von unserem gewohnten kirchlichen Leben". Der Missbrauchsskandal habe die Situation der Kirche zusätzlich verschärft, betont Overbeck. "Sehr schmerzhaft haben wir erfahren müssen, dass die Realität in unserer Kirche oft weit entfernt ist von unseren hohen Ansprüchen und Idealen."



Overbeck hat nach eigenem Bekunden eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Ergebnisse der Gespräche auf Diözesanebene sowie in Stadt- und Kreisdekanaten, Gemeinden und Verbänden sammeln soll. Dem Gremium gehörten Priester, Ordensleute und Laien, Haupt- und Ehrenamtliche, Frauen und Männer sowie junge und alte Menschen an.



Das Hirtenwort wird an diesem Sonntag in den Gemeinden des Bistums verlesen und von der Bistumszeitung "Ruhrwort" veröffentlicht.