Bischof Wilmer blickt besorgt auf aktuelle politische Debatten

Alle Menschen gleich viel wert

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sieht Bischof Wilmer die Welt erneut an einem Scheideweg. Er warnt, die Lehren von Auschwitz dürften nicht verblassen - und blickt besorgt auf aktuelle politische Debatten.

Heiner Wilmer / © Harald Oppitz (KNA)

Bischof Heiner Wilmer hat davor gewarnt, Menschen in Gruppen mit unterschiedlichem Wert und unterschiedlichen Rechten aufzuteilen. Der Zeitschrift "Communio" sagte der Bischof von Hildesheim am Montag: "Es kann nicht sein, dass wir Menschen von der Wertigkeit und von der Würde her in Gruppen aufteilen. Alleine dieser Gedanke ist Sünde."

Wilmer erklärte, jeder Mensch sei Ebenbild Gottes, ohne Ausnahme. "Egal ob Inländer oder Ausländer, ungeboren oder beeinträchtigt", ergänzte er. 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sei die Welt erneut an einem Scheideweg: "Hass und Intoleranz sind wieder auf dem Vormarsch. Die Lehren von Auschwitz dürfen nicht verblassen", betonte der Bischof.

Warnsignale bei Schwarz-Weiß-Malerei

Der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz erklärte, die Welt sei so komplex geworden, dass die Menschen wieder empfänglicher für simple Erklärungen und Schwarz-Weiß-Malerei geworden seien: "Hier die Inländer, da die Ausländer. Und manche reden über Begriffe wie Remigration, die eigentlich Deportation meint." Doch einfache Lösungen würden der Komplexität "auch nur eines Menschenlebens" nicht gerecht. Wilmer warnte: "Wir brauchen eine kritische Distanz zu  einfachen Antworten. Wenn es um einfache Antworten in der Öffentlichkeit geht, dann sollten bei den Menschen die Warnsignale aufleuchten."

Der Bischof führte weiter aus, es könne nicht sein, dass öffentlich ein Diskurs über deutsches Blut und deutschen Boden geführt werde. Wörtlich sagte er: "Es kann nicht sein, dass öffentlich darüber nachgedacht wird, dass wir auf 20 bis 30 Prozent der Menschen in Deutschland verzichten könnten und über eine große Deportation nachdenken."

"Antisemitismus zerstört unsere Demokratie"

Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten sagte Wilmer, es sei wichtig, die Opfer auf beiden Seiten im Blick zu haben - in Israel wie in Gaza. "Es geht darum, dass wir den Menschen im Blick haben. Und nicht eine Ideologie", betonte er. Wilmer fügte hinzu: "Antisemitismus ist Sünde. Antisemitismus ist ein Anschlag auf die Würde des Menschen. Antisemitismus zerstört unsere Demokratie."