Fast zwei Wochen haben sie öffentlich um die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gestritten - nun wollen der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer und der Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers ihren Konflikt beilegen. Bei einem dreistündigen Gespräch seien bestehende Differenzen angesprochen und Wege zur Deeskalation gesucht worden, teilten die beiden katholischen Geistlichen in einem am Samstagabend in Hildesheim veröffentlichten gemeinsamen Statement mit.
Wilmer habe seine Bitte an Eggers, freiwillig auf sein Leitungsamt als Pfarrer zu verzichten, zurückgenommen. Am 9. Juni wollen sie in der Sankt-Petrus-Kirche in Wolfenbüttel einen gemeinsamen Sonntagsgottesdienst feiern und mit der Gemeinde ins Gespräch kommen.
Kritik an fehlender Aufklärung von Missbrauch
"Es wurde deutlich, dass wir gemeinsame Ziele verfolgen, nämlich die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt konsequent voranzutreiben und das Vertrauen der Gemeinde in Wolfenbüttel in diese Arbeit wiederherzustellen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Eggers hatte sich geweigert, den Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz zur Firmung junger Menschen in seiner Gemeinde zu empfangen. Er beschuldigt Bongartz, als früherer Personalchef des Bistums Hildesheim einen inzwischen verstorbenen Ruhestandspriester in der Wolfenbütteler Gemeinde geduldet zu haben, obwohl dieser bekanntermaßen Kinder missbraucht haben soll.
In einem am 18. Mai veröffentlichten Interview der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" warf Eggers zudem dem Bistum und Bischof Wilmer mangelnden Willen zur Aufklärung von Missbrauch vor. Wilmer hielt dagegen, dass die Aufklärung sehr hohe Priorität habe und dass es für die Anschuldigungen gegen Bongartz keine Belege gebe.
Pfarrer sollte zurücktreten
In einem offenbar schon vor längerer Zeit terminierten Personalgespräch am 23. Mai forderte Wilmer den kritischen Pfarrer auf, freiwillig von seinem Amt zurückzutreten. Darauf solidarisierten sich hunderte Menschen bei einer Protestaktion im Sonntagsgottesdienst in Wolfenbüttel mit Eggers. Auch Vertreter von Missbrauchsbetroffenen kritisierten die Reaktion des Bischofs.
Wilmer und Eggers erklärten nun, sie würden in den nächsten Wochen weitere Gespräche führen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu identifizieren. Zudem würden Arbeitsgruppen gegründet - bestehend aus Vertretungen der Pfarrei und des Generalvikariats, also der Verwaltung des Bistums.
Sie sollen Maßnahmen erörtern, "wie in einem konstruktiven Dialog die gemeinsamen Positionen gestärkt und die Arbeiten gewürdigt werden." Über den Fortschritt der Gespräche und die umgesetzten Maßnahmen wollen die beiden Geistlichen regelmäßig informieren.