Die Witwe Maike Kohl-Richter saß während des Gottesdienstes zwischen dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Jean-Claude Juncker, dem Präsidenten der Europäischen Kommission.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann würdigte in seiner Ansprache "einen wahrhaft großen Staatsmann". Zugleich ging er auf die Situation der Angehörigen ein. Er betonte, Kohl-Richter habe ihrem Mann entsprechend dem Eheversprechen "in guten wie in bösen Tagen, in Gesundheit wie in Krankheit" beigestanden. Das Mitempfinden gelte aber auch den Söhnen und Enkeln, die ihren Vater und Großvater verloren hätten. Ohne auf den familiären Streit direkt einzugehen sagte Wiesemann wörtlich: "Uns berührt und erschüttert das Große wie auch das nach Erlösung Rufende, das diesen Tod umgibt."
Lebensweg und Abschied
Der Bischof erinnerte während der Feier an Kohls persönliche Beziehung zum Speyerer Dom. Sie hatte damit begonnen, dass Kohl hier mit seiner Mutter im Zweiten Weltkrieg Zuflucht vor Fliegerbomben fand. Als Kanzler führte Kohl Staatsgäste aus aller Welt nach Speyer.
Bis zu seinem Tod stand er der "Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer" vor. Wiesemann wies ferner darauf hin, dass das Portal, durch das der Leichnam am Ende auf den Platz vor dem Dom gebracht wird, ein Geschenk der rheinland-pfälzischen Landesregierung zum 900-jährigen Weihejubiläum des Kaiserdoms war. Der Ministerpräsident 1961 hieß Helmut Kohl.
Neben Wiesemann standen auch Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident der EU- Bischofskommission COMECE, Wiesemanns Vorgänger als Bischof von Speyer, Kardinal Friedrich Wetter und Bischof Anton Schlembach, sowie Weihbischof Otto Georgens und der päpstliche Nuntius Nikola Eterovic am Altar. Zum live in der ARD übertragenen Gottesdienst hatten aus Sicherheitsgründen nur geladene Gäste Zutritt. Die Feier wurde auch im Domgarten südlich der Kirche auf einem Großbildschirm gezeigt.
Große Anteilnahme
Mehrere tausend Menschen haben am Samstagabend in Speyer Abschied genommen von Helmut Kohl. Rund 1.500 geladene Gäste nahmen im romanischen Dom an einem Pontifikalrequiem teil, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im Anschluss an die Totenmesse sollte der ehemalige Bundeskanzler und rheinland-pfälzische Ministerpräsident nach einem militärischen Ehrengeleit auf dem Friedhof des Domkapitels im Speyerer Adenauerpark bestattet werden.
Insgesamt rund 3.000 Menschen verfolgten nach Schätzungen der Polizei in Ludwigshafen und Speyer die Trauerfeierlichkeiten. Im Domgarten wurde der Trauergottesdienst für rund 2.000 Menschen auf Großbildleinwände übertragen.
Nach einem europäischen Trauerakt in Straßburg war der Sarg Kohls am Samstagnachmittag mit einem Hubschrauber in seine Heimatstadt Ludwigshafen geflogen worden. Dort erwiesen ihm nach Polizeiangaben auf dem Ludwigsplatz rund 1.000 Menschen die letzte Ehre. Danach geleitete ein Fahrzeugkonvoi den Sarg an den Rhein bei Otterstadt, von wo ihn ein Schiff nach Speyer überführte.