Bistum Limburg zur Debatte um Hochschul-Rektor

"Wir wollen an Pater Wucherpfennig festhalten"

"Wenig nachvollziehbar" – der Umgang des Vatikan mit dem renommierten Bibelwissenschaftler Ansgar Wucherpfennig stößt im Bistum Limburg auf Kritik. Dem Rektor der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen wird eine dritte Amtszeit verwehrt.

Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt / © Harald Oppitz (KNA)
Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Der Vatikan hat Pater Ansgar Wucherpfennig das "Nihil Obstat" für seine dritte Amtszeit als Rektor der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen verweigert  – offenbar aufgrund von positiven Äußerungen über homosexuelle Paare und das Frauendiakonat. Das Bistum Limburg ist mit der Hochschule eng verbunden. Herr Schnelle, wie sehr überrascht Sie diese Entscheidung der vatikanischen Bildungskongregration, keine Unbedenklichkeitserklärung für Pater Wucherpfennig auszustellen?

Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Das kam für uns sehr überraschend. Es geht um die dritte Amtszeit. Das heißt also, man weiß, was Ansgar Wucherpfennig als Theologe und als Rektor für die Hochschule getan hat.

Er ist sehr renommiert, die Hochschule ist sehr renommiert. Viele Diözesen haben in seiner Amtszeit entschieden, ihre Priesteramtskandidaten dort ausbilden zu lassen. Insofern ist die Entscheidung jetzt wenig nachvollziehbar.

DOMRADIO.DE: Als Begründung für die Verweigerung der kirchlichen Anerkennung wird nach Medienberichten ein zwei Jahre altes Interview zur Homosexualität herangezogen. Geht diese Entscheidung nicht auch gegen Ihren Bischof, der ja die Wahl von Pater Wucherpfennig ausdrücklich unterstützt hat?

Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Der Bischof steht hinter Pater Wucherpfennig. Der Pater ist eben jemand, der Theologie auf Augenhöhe betreibt, auch mit Blick auf die Herausforderungen der Zeit und der Gesellschaft. Dafür schätzt ihn der Bischof auch sehr.

Das ist kein Angriff gegen den Bischof. Er ist ja nicht Träger der Hochschule, das sind die Jesuiten. Und mit denen sind wir uns einig, dass wir an Pater Wucherpfennig festhalten wollen. Das hat der Bischof auch schriftlich ausgedrückt. Wie gesagt, er steht uneingeschränkt hinter dem Theologen.

DOMRADIO.DE: Wie war denn bislang die Zusammenarbeit zwischen der Ordenshochschule und dem Bistum?

Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Wir lassen dort unseren Priesternachwuchs ausbilden. Der Bischof ist sehr häufig in Sankt Georgen. Wir sind sehr gut vernetzt. Viele unserer pastoralen Mitarbeiter und auch unserer Priester sind dort ausgebildet worden, sind jesuitisch geprägt. Sankt Georgen ist aus dem Bistum Limburg also gar nicht mehr wegzudenken.

DOMRADIO.DE: Im Moment wird die Hochschule ja noch kommissarisch von einem Stellvertreter geleitet. Haben Sie noch Hoffnung, dass es doch noch zu einer Einigung kommt und der Rektor doch sein Amt weiterführen kann?

Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Ja, wir haben die große Hoffnung, dass die dritte Amtszeit von Pater Wucherpfennig mit dem Semester vielleicht auch beginnen kann. Das Semester beginnt am 15. Oktober und vielleicht ist bis dahin auch eine endgültige Entscheidung getroffen worden.

Das Interview führte Moritz Dege.


Ansgar Wucherpfennig / © Harald Oppitz (KNA)
Ansgar Wucherpfennig / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR