Über das Onlineportal seien elf Meldungen eingegangen, die alle an die Staatsanwaltschaft Münster weitergeleitet wurden, wie die Diözese am Montag mitteilte. Sechs dieser Hinweise hätten konkreten Personen zugeordnet werden können.
Staatsanwaltschaft ermittelt
In einem weiteren Fall habe die Interventionsstelle des Bistums aufgrund einer telefonischen Schilderung ebenfalls die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, hieß es. Insgesamt habe es auf der in den Tagen nach der Publikation eingerichteten Hotline 37 Anrufe gegeben, davon 13 anonyme Unmutsäußerungen und Beschimpfungen ohne Hinweise auf konkrete Missbrauchstaten oder Beschuldigte.
Bei den 24 namentlichen Meldungen nahm den Angaben zufolge die Interventionsstelle Kontakt auf: Bis auf den einen Fall seien die Sachverhalte bereits bekannt oder den Anrufenden sei "eine Kontaktaufnahme durch das Bistum wichtig" gewesen.
Insgesamt habe die Zahl der Meldungen von sexuellem Missbrauch im Vergleich zum Zeitraum vor der Veröffentlichung der Studie nicht zugenommen, teilte das Bistum mit. Nach wie vor meldeten sich immer wieder Menschen, die zum Teil erstmals von ihrem Missbrauch sprechen wollten. Sie werden demnach durch die Interventionsstelle oder durch eine unabhängige Ansprechperson begleitet. Wer es wünsche, bekomme anwaltliche Beratung oder Begleitung bereitgestellt und finanziert.
Vertrauliche Gespräche mit Bischof Genn
Zudem habe sich Bischof Felix Genn nach der Publikation mit etwa 50 Betroffenen sexuellen Missbrauchs zu einem persönlichen und vertraulichen Gespräch getroffen, teilte das Bistum mit. Die Betroffenen würden entscheiden, ob es weitere solcher Treffen geben soll.
Im Auftrag des Bistums Münster hatte ein Historiker-Team Missbrauchsfälle zwischen 1945 und 2020 untersucht. In ihrer Studie rechneten die Forscher mit mindestens 600 von sexuellem Missbrauch betroffenen Kindern in der Diözese. Sie seien zwischen zehn und 14 Jahre alt gewesen, ein Viertel von ihnen Mädchen. Die Studie geht von etwa 196 beschuldigten Klerikern aus, die Dunkelziffer liege wahrscheinlich bis zu fünfmal höher, hieß es.