Bistum Münster erhält Hinweise auf mögliche weitere Taten

Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Bistum Münster hat nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie im Juni über ein anonymes Meldeportal und am Telefon Hinweise auf mögliche weitere von Klerikern verübte Taten erhalten. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet.

St.-Paulus-Dom in Münster / © Chi_Chirayu (shutterstock)
St.-Paulus-Dom in Münster / © Chi_Chirayu ( shutterstock )

Über das Onlineportal seien elf Meldungen eingegangen, die alle an die Staatsanwaltschaft Münster weitergeleitet wurden, wie die Diözese am Montag mitteilte. Sechs dieser Hinweise hätten konkreten Personen zugeordnet werden können.

Staatsanwaltschaft ermittelt

In einem weiteren Fall habe die Interventionsstelle des Bistums aufgrund einer telefonischen Schilderung ebenfalls die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, hieß es. Insgesamt habe es auf der in den Tagen nach der Publikation eingerichteten Hotline 37 Anrufe gegeben, davon 13 anonyme Unmutsäußerungen und Beschimpfungen ohne Hinweise auf konkrete Missbrauchstaten oder Beschuldigte.

Symbolbild Telefonieren / © Andrey_Popov (shutterstock)
Symbolbild Telefonieren / © Andrey_Popov ( shutterstock )

Bei den 24 namentlichen Meldungen nahm den Angaben zufolge die Interventionsstelle Kontakt auf: Bis auf den einen Fall seien die Sachverhalte bereits bekannt oder den Anrufenden sei "eine Kontaktaufnahme durch das Bistum wichtig" gewesen.

Insgesamt habe die Zahl der Meldungen von sexuellem Missbrauch im Vergleich zum Zeitraum vor der Veröffentlichung der Studie nicht zugenommen, teilte das Bistum mit. Nach wie vor meldeten sich immer wieder Menschen, die zum Teil erstmals von ihrem Missbrauch sprechen wollten. Sie werden demnach durch die Interventionsstelle oder durch eine unabhängige Ansprechperson begleitet. Wer es wünsche, bekomme anwaltliche Beratung oder Begleitung bereitgestellt und finanziert.

Vertrauliche Gespräche mit Bischof Genn

Zudem habe sich Bischof Felix Genn nach der Publikation mit etwa 50 Betroffenen sexuellen Missbrauchs zu einem persönlichen und vertraulichen Gespräch getroffen, teilte das Bistum mit. Die Betroffenen würden entscheiden, ob es weitere solcher Treffen geben soll.

Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner (dpa)
Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner ( dpa )

Im Auftrag des Bistums Münster hatte ein Historiker-Team Missbrauchsfälle zwischen 1945 und 2020 untersucht. In ihrer Studie rechneten die Forscher mit mindestens 600 von sexuellem Missbrauch betroffenen Kindern in der Diözese. Sie seien zwischen zehn und 14 Jahre alt gewesen, ein Viertel von ihnen Mädchen. Die Studie geht von etwa 196 beschuldigten Klerikern aus, die Dunkelziffer liege wahrscheinlich bis zu fünfmal höher, hieß es.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
epd